Ausländische Ärzte

Montgomery warnt vor schlechten Deutsch-Kenntnissen

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BERLIN. Der Präsident der Bundesärztekammer, Professor Frank Ulrich Montgomery hat vor Risiken durch ausländische Kollegen ohne ausreichende Deutschkenntnisse gewarnt. "Es gibt erkennbar Sprachprobleme bei vielen Ärzten aus dem Ausland", sagte er dem Nachrichtenmagazin "Focus".

Im Schnitt liege die Durchfallquote im simulierten Arzt-Patienten-Gespräch und im Arzt-Arzt-Gespräch bei 40 bis 50 Prozent. Es gebe deshalb großen Nachholbedarf. "Es kann nicht sein, dass eine Patientin ihren Blinddarm verliert, weil der aufnehmende Arzt sagt `Das ist nur blinder Alarm´, der ausländische Kollege aber `Blinddarm´ versteht." (dpa)

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Kommentare
Dr. Henning Fischer 10.05.201611:08 Uhr

die Frage muß doch lauten warum haben wir diese Probleme überhaupt?


werden in Deutschland nicht genug Ärzte ausgebildet: nein!

die Arbeitsbedingungen und Gehälter/Honorare haben sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verschlechtert. Deutsche Ärzte machen da immer häufiger nicht mehr mit, die aus Bulgarien, Rumänien und Griechenland sind dagegen noch relativ zufrieden, weil es in ihren Heimatländern noch wesentlich schlechter ist.

Aber ist das eine gute Grundlage? Irgendwann müssen sich auch diese auf deutsches Preisniveau einstellen.

Und was machen die Ärztekammern und die BÄK? Die massiven Mißstände anprangern? Bessere Arbeitsbedingungen und Honorare bei der Politik energisch einfordern?

Nein!

Man rühmt sich noch, daß man so viele KollegInnen aus diesen Ländern absaugen konnte und frohlockt, daß unsere Gesundheitsmaschine dadurch am laufen gehalten wird. (die KollegInnen werden in ihren Heimatländern ja auch überhaupt nicht gebraucht)

Qualität interessiert da wenig, das Motto lautet seit Seehofer: Geiz ist geil! Und da geht man gerne auch über Leichen (siehe Rabattverträge, aut-idem).

In meinem Umfeld hat sich die medizinische Versorgung der Patienten in den letzten Jahren sehr deutlich verschlechtert. Und das wird man nicht aufhalten können.

Sprachprobleme sind da nur eins von vielen.

Dr. Klaus Günterberg 10.05.201609:14 Uhr

Nicht nur mangelnde Sprachkenntnisse; die Defizite und Risiken sind viel größer

Welche Chancen haben fremde Ärzte in Deutschland? Was gibt es da für Risiken? Vorweg gesagt: Ich kenne Ärzte aus Russland, Polen, Rumänien, Iran und Palästina, die hier als Wissenschaftler und als praktizierende Ärzte eine hervorragende Arbeit leisten. Die meisten davon haben allerdings ganz oder teilweise hier studiert und sprechen und schreiben auch perfekt Deutsch.

Welche Hürden, vom Nachweis seines erfolgreichen Hochschulabschlusses und der formalen Berufserlaubnis einmal abgesehen, hat ein frisch zugewanderter Arzt hier, was fordern wir von uns Ärzten, was fordern wir von ihm?

Der Arzt muss unsere Sprache verstehen, sprechen und schreiben - ohne dies keine Diagnose, keine Beratung, kein Rezept, keine Verordnung, keine Bescheinigung, kein Befundbericht und kein Gutachten. Und keine Akzeptanz durch unsere Patienten. Das Missverständnis zwischen "Blinddarm" und "Blinder Alarm" ist ein gutes Beispiel für Risiken bei mangelnder Sprachkenntnis. Der Arzt braucht auch ausreichende Kenntnisse unserer Medikamente - Irrtümer wären lebensgefährlich. Er muss unsere Heil- und Heilhilfsmittel kennen - ohne dies keine Therapie. Er muss mit der Medizintechnik umgehen können. Für viele ärztliche Tätigkeiten ist die Approbation nicht ausreichend, da bedarf der Arzt der Facharztanerkennung und oft auch noch zusätzlicher Qualifikation mit Prüfung und Genehmigung. Er braucht solide Kenntnisse unseres Gesundheitswesens und des Sozialrechts - ohne dies ist keine Niederlassung möglich. Als Niedergelassener braucht er Kenntnisse unseres Miet-, Arbeits-, Arbeitsschutz- und Versicherungsrechts, er braucht Bankverbindungen und muss wissen, wie unser Kredit- und Finanzwesen funktioniert. Er muss solide Kenntnisse von der Informatik haben - ohne Computer läuft in der Medizin heute nichts mehr. Als Fach- oder Krankenhausarzt hat er eine ständige Fortbildung (cme) nachzuweisen.

Diese Hürden sind nicht einfach zu nehmen. Und es sind diese Kenntnisse auch nicht in wenigen Monaten zu erwerben, das braucht Jahre. Auch dann, wenn der Hochschulabschluss eines fremden Arztes als unserem gleichwertig anerkannt wird, kann dieser Arzt noch lange nicht bei uns selbständig und/oder eigenverantwortlich arbeiten. Da gibt es viele Risiken.

Wir sehen am Beispiel des Arztes, wie schwierig berufliche Integration sein kann. Und dass die Vorstellung, man könne mit zugewanderten Ärzten unseren Haus- und Facharztmangel beseitigen oder ihn wenigstens merkbar reduzieren, von der Realität weit entfernt ist.

Wenn Prof. Montgomery auf Risken durch mangelne Kenntnisse zugewanderter Kollegen aufmerksam machen will, dann hat er - unbeschadet aller Kritik an seiner Amtsführung - damit recht. Wo er recht hat, hat er recht.

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