Kommentar zur KBV
Neue Harmonie und Geschlossenheit
Business as usual - könnte man meinen, wenn man den Verlauf der KBV-Vertreterversammlung einen Tag vor der Eröffnung des 117. Deutschen Ärztetag in Düsseldorf Revue passieren lässt. Um 13 Uhr (!) war Schluss - der Diskussionsbedarf offenbar erschöpft.
Mit Spannung wurde der erste "Bericht zur Lage" des neuen KBV-Vorsitzenden Dr. Andreas Gassen erwartet. Er selbst wolle sich keine Schonfrist geben, hatte er zuvor in Interviews angekündigt. Und die Delegierten machten es dem Nachfolger von Andreas Köhler auch nicht gerade schwer.
Freundlicher Applaus während und nach seinem Bericht - Nettigkeiten in der Diskussion, offenbar ganz im Sinne vieler Delegierter, die immer noch mit dem Lecken ihrer Wunden nach den schmerzhaften Auseinandersetzungen der vergangenen Monate beschäftigt waren.
Fürwahr, die Harmonie überraschte, was wohl auch daran gelegen hatte, dass das Thema Substitution und Delegation ärztlicher Leistungen plötzlich als eines von zwei zentralen Themen heftig, aber kaum kontrovers diskutiert wurde. Will heißen: Wenn es darum geht, ein "Arzt-Light-Modell" zu etablieren, wie mit dem achtsemestrigen Bachelor-Studiengang vorgesehen, steht die Front der Ablehnung.
Dazu hatte Gassen eher beiläufig die Steilvorlage geboten. Sogar den Bundesärztekammer-Präsident drängte es, sich dem Antrag der Delegierten anzuschließen - ja zur Delegation, nein zur Substitution.
Ob allerdings die Einigkeit mit der BÄK auch beim Thema Weiterbildung Bestand hat, wird der Ärztetag zeigen. Erinnert sei an den nach zähen Verhandlungen im letzten Jahr ausgehandelten Kompromiss.
Gestern erläuterte Regina Feldmann erstmals ihr Stiftungskonzept für die Finanzierung einer versorgungsorientierten Weiterbildung. Die Antwort hatte Minister Gröhe zuvor in einem FAZ-Interview gegeben: Er warnt vor zu viel Bürokratie.
Und wie soll's mit der KV-Reform weitergehen? Der Satzungsausschuss soll eine Diskussionsgrundlage bis September vorbereiten - kein Wort zu den Inhalten, nur eine höfliche Warnung an Kritiker im eigenen Lager.
Alles andere hätte vielleicht den harmonischen Verlauf der VV gestört. Nur soviel: Eine wortgetreue Umsetzung der politischen Forderung werde es nicht geben, so Gassen. Ob das auch die Koalition so sieht?
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