Nach umstrittener Vergabe

Neue Patientenberatung hofft jetzt auf faire Chance

Die Neuvergabe der Unabhängigen Patientenberatung (UPD) war stark umstritten. Der neue Betreiber will jetzt beweisen, dass sein Konzept zurecht den Zuschlag erhalten hat.

Christiane BadenbergVon Christiane Badenberg Veröffentlicht:

NEU-ISENBURG. Die Aufregung über die Neuvergabe der Unabhängigen Patientenberatung war groß und zog sich über Monate. Bundesärztekammerpräsident Professor Frank Ulrich Montgomery sah die Unabhängigkeit der Beratungseinrichtung gefährdet, Mitglieder des Expertenbeirats wie der frühere Gesundheitsweise Professor Rolf Rosenbrock legten aus dem gleichen Grund ihre Ämter nieder.

Die Ausschreibung über die Neuvergabe hatte die Duisburger Sanvartis GmbH mit einem Konzept gewonnen, von dem sich unter anderem der Patientenbeauftragte der Bundesregierung Karl-Josef Laumann (CDU), einen größeren Bekanntheitsgrad und eine bessere Erreichbarkeit versprach. Aber Sanvartis arbeitet auch für Krankenkassen und die Pharmaindustrie. Das rief zahlreiche Kritiker auf den Plan.

Neuer Betreiber versichert: Unabhängigkeit gewährleistet

Diese ganze Diskussion würde UPD-Geschäftsführer Thorben Krumwiede jetzt gerne endgültig hinter sich lassen und statt dessen nur noch Schlagzeilen mit der Beratungskompetenz der gemeinnützigen GmbH machen. Prinzipiell sind die Voraussetzungen dafür auch gegeben.

Die Unabhängigkeit von der Sanvartis GmbH sieht Krumwiede als gewährleistet an, wie er im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" versichert. Um diese zu erreichen, sei extra eine gemeinnützige GmbH gegründet worden. Direkte Verbindungen zu Sanvartis gebe es praktisch keine.

120 Berater geplant

Für die Beratungstätigkeiten seien neue Mitarbeiter rekrutiert worden, deren fachliche und kommunikative Kompetenz in Assessment-Centern getestet worden sei. "Derzeit sind es 45 Mitarbeiter, aber der Stab soll noch deutlich größer werden", so Krumwiede. Angestrebt wird eine Zahl von 120 Beratern.

Gesucht für verschiedene Tätigkeiten werden Ärzte, Juristen, Krankenschwestern, Medizinische- oder Rechtsanwaltsfachangestellte sowie Sozialversicherungsfachleute. Die Berater, ob am Telefon, in den 30 geplanten Außenstellen oder in den Mobilen, die regional eingesetzt werden sollen, können dabei auf eine Datenbank zurückgreifen, die ihnen Informationen auf einem hohen Niveau bereitstellen soll.

"Niemand kann alles wissen und die Datenbasis und das Beratungsniveau sollen überall gleich sein, ob in Kiel oder München", so Krumwiede. Bei den Beratungen in den Außenstellen und Mobilen sollen auch Ärzte oder Juristen, die in der Berliner Zentrale sitzen, per Videotelefonie zugeschaltet werden können.

Büros für Außenstellen gesucht

Für viele Außenstellen sucht die UPD derzeit Büros. Wichtige Voraussetzung: Sie sollen in der Nähe von Gesundheitsämtern, Rathäusern oder Bürgerbüros liegen und müssen barrierefrei zugänglich sein. Auch die Mobile müssen so umgebaut werden, dass sie rollstuhlgerecht sind.

 "Die Wege sollen kurz und einfach sein", das ist Krumwiede wichtig. Die ersten Vor-Ort-Beratungen sollen diesen Monat starten. Eine UPD-App soll im April einsatzbereit sein, auch Beratungen per Online-Chat will die UPD bald anbieten sowie anonyme Beratungen ermöglichen.

Um Beratungshürden abzubauen, gibt es extra Rufnummern, unter denen Ratsuchende auf türkisch oder russisch Hilfe suchen können. Ihr Anliegen wird von einem Muttersprachler entgegengenommen und dann ein Termin mit einem Dolmetscher ausgemacht, sagt Krumwiede.

Auditor soll Unabhängigkeit gewährleisten

Die Unabhängigkeit sieht der Gesundheitsökonom und Betriebswirt aus verschiedenen Gründen gewährleistet: So soll es einen Auditor geben, der vom wissenschaftlichen Beirat ausgewählt wird. Der Auditor soll wie die UPD in Berlin ansässig sein und Zugang zu allen Unterlagen und Sitzungen haben.

 Hat er Zweifel an der Unabhängigkeit, kann er Verstöße direkt an den Beirat melden. Zudem erhalte der Beirat Weisungsrechte gegenüber der UPD, hatte der Patientenbeauftragte Laumann nach der Neuvergabe der UPD versichert. Aber noch wesentlicher ist für Krumwiede, dass bei nachgewiesenen Verstößen gegen die Unabhängigkeit Fördergelder zurückgefordert werden können.

Krumwiede räumt ein, dass in Spitzenzeiten auch Mitarbeiter von Sanvartis - ein sogenanntes Überlaufteam - Telefongespräche entgegennehmen würden. "Diese leiten aber nur Gespräche weiter und führen keine Beratungsgespräche", versichert er.

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