Bei Ärzten
Patientenberatung stößt weiter auf Kritik
Die Unabhängige Patientenberatung (UPD) ist seit Jahresbeginn wieder zu erreichen. Die neue - kommerzielle - Betreiberin, die Sanvartis GmbH, verspricht Neutralität. BÄK-Präsident Montgomery hält Sanvartis jedoch für fehl am Platze.
Veröffentlicht:BERLIN. Die Berater der neuen Unabhängigen Patientenberatung (UPD) sind seit dem 2. Januar im Einsatz. Bislang steht vor allem ein telefonisches Beratungsangebot für ratsuchende Patienten zur Verfügung.
Bis 1. April sollen weitere Beratungskanäle geöffnet werden, vor allem die persönliche Vor-Ort-Beratung und die in Ausnahmefällen vorgesehene Beratung zu Hause. Das geht aus der Antwort der Regierung auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen hervor, die der "Ärzte Zeitung" vorliegt.
Erklärtes Ziel dabei ist, durch aktive telefonische Betreuung von Patienten deren Compliance in der poststationären Versorgung zu stärken und Rehospitalisierungsraten zu senken.
Für die Kassen kann sich das auszahlen. In einem Programm für Menschen, die an einer Depression leiden, erzielte Sanvartis eigenen Angaben zufolge binnen eines Jahres Einsparungen von mehr als 140 Euro pro Kopf.
Montgomery sieht Interessenkonflikte
Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Professor Frank Ulrich Montgomery, sieht Interessenkonflikte heraufziehen.
"Das neue Unternehmen mag vielleicht ein gutes Call-Center betreiben, ist aber nicht unabhängig von Krankenkassen und Pharmaunternehmen", sagte Montgomery in den Tagesthemen der ARD. Sanvartis sei nicht der Richtige, um Patienteninteressen durchzusetzen.
Die UPD soll unabhängig von der Sanvartis GmbH aufgestellt sein, heißt es bei dem Unternehmen. Dafür sei eine gemeinnützige GmbH für die Beratung gegründet worden. Zudem habe die Vergabekammer beim Bundeskartellamt das Vergabeverfahren und sein Ergebnis nicht beanstandet.
Auf eine Anfrage der "Ärzte Zeitung", Montgomerys Vorwürfe zu kommentieren, reagierte Sanvartis bisher nicht.
In ihrer Antwort auf entsprechende Fragen der Grünen betont Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz, dass Sanvartis als Gesellschafterin der Patientenberatung sich verpflichtet habe, keinerlei Einfluss auf die Beratungen zu nehmen.
"Überlaufteam"
Völlig undurchlässig scheint die Mauer zwischen Sanvartis und der Patientenberatung nicht zu sein. Die Regierung berichtet von Mitarbeitern der Sanvartis GmbH, die als "Überlaufteam" Beratungsspitzen abdecken helfen sollen. Auch eine Datenbank soll vom Mutterunternehmen bereit gestellt werden.
Die Duisburger Sanvartis GmbH hatte die europaweite Ausschreibung der gesetzlich vorgeschriebenen Beratungsleistungen gewonnen.
Für die Patientenberatung stehen in den kommenden sieben Jahren rund 63 Millionen Euro zur Verfügung. Ziel ist eine Verdreifachung der Beratungen auf rund 220.000 Patientenkontakte im Jahr.
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