Schleswig-Holstein

Neue Pflegekammer-Präsidentin fordert Schlagkraft

Die neue Präsidentin der Pflegeberufekammer in Schleswig-Holstein will den Kollegen in der Berufspolitik rasch eine Stimme geben. Doch von der Gründung einer Kammer auf Bundesebene rät sie vorerst ab.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Die drei Landespflegekammern sollten sich in bundesweiten Fragen abstimmen: Patricia Drube, Präsidentin der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein.

Die drei Landespflegekammern sollten sich in bundesweiten Fragen abstimmen: Patricia Drube, Präsidentin der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein.

© di

NEUMÜNSTER. Patricia Drube ist kürzlich zur ersten Präsidentin der Pflegeberufekammer in Schleswig-Holstein gewählt worden.

Patricia Drube

Seit 20 Jahren in der ambulanten und stationären Altenpflege tätig.

Seit 2008 ist sie hauptamtliche Referentin beim Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK).

Am 21. April wurde sie zur ersten Präsidentin der Pflegeberufekammer Schleswig-Holstein gewählt.

Im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" verrät die gelernte Altenpflegerin, wie sie die neue Kammer stärker im Bewusstsein ihre Kolleginnen und Kollegen verankern will und welche weiteren Aufgaben sie für den Start der Kammer als prioritär ansieht.

"Wir müssen der Pflege eine Stimme geben und dafür sorgen, dass diese auch gehört wird. Dafür brauchen wir immer wieder die Rückkopplung von der Basis", wirbt Drube für einen ständigen Austausch mit den Mitgliedern.

Das sind in Schleswig-Holstein derzeit mehr als 21.000 – wie viele Pflegende aber tatsächlich in Schleswig-Holstein arbeiten, ist noch immer nicht klar.

"Wir wissen nicht, ob wir 25.000 oder 28.000 sind. Wir müssen weiter dafür werben, dass sich die Angehörigen der Pflegeberufe bei uns registrieren lassen", sagt Drube.

Bundespflegekammer? Vorerst nicht

Das will sie erreichen, indem sich die Kammer mit Sitz in Neumünster zügig in wichtige berufspolitische Fragestellungen einbringt. Dazu zählt sie:

»Die Umsetzung der neuen Pflegeausbildung mit Expertise aus dem Berufsstand begleiten.

»Daten und Fakten zum Potenzial der Pflegeberufe liefern.

»Der Politik Handlungsvorschläge zur Versorgung unterbreiten, gerne in Abstimmung mit den ärztlichen Organisationen.

»In der Diskussion um Personaluntergrenzen dafür eintreten, dass Patienten sich auf ein angemessenes Niveau in der Pflege verlassen können.

Auch wenn einige dieser Themen eher bundesweiten Charakter haben, hält Drube nichts von einer vorschnellen Gründung einer Bundespflegekammer. "Nach der konstituierenden Sitzung in Niedersachsen sind wir erst drei Landespflegekammern. Ich bin dafür, dass wir uns möglichst schnell in einer Arbeitsgemeinschaft in bundesweiten Fragestellungen abstimmen. Es ist zum Beispiel wichtig, dass wir in Fragen der Weiterbildung oder bei der Anerkennung von Fortbildungen harmonieren", so Drube.

Bundesweites Lobbying ist wichtig

Aber sie sagt auch: "Wenn wir jetzt sofort eine Bundespflegekammer gründen, ist das Wasser auf den Mühlen der Skeptiker, die darin nur ein Streben nach Pöstchen sehen. Ich befürchte, dass wir damit die Gründung weiterer Landespflegekammern eher behindern als befördern", sagt die Präsidentin aus dem Norden.

Eine bundesweite Lobbyarbeit hält sie dennoch für unverzichtbar. Außer einer Arbeitsgemeinschaft der Landespflegekammern sieht sie hier den Deutschen Pflegerat gefordert und auch in der Lage, diese Rolle gemeinsam mit den Landespflegekammern bis zur späteren Gründung einer bundesweiten Kammer auszufüllen.

Die bisherigen Gegner von Pflegekammern in ihrem Berufsstand will Drube überzeugen, indem sie sie immer wieder den Dialog anbietet. "Wir kommen an die Basis und stehen Rede und Antwort", verspricht sie.

Dazu gehört in erster Linie, dass sie ihren Kollegen zuhört, an welchen Stellen es im beruflichen Alltag knirscht und was diese ärgert. Ob und was die Kammer daran konkret etwas ändern kann, will sie nicht versprechen.

Fest steht für Drube aber, dass das Bemühen um Änderungen mithilfe einer Pflegekammer einfacher fällt als ohne. Ein Erfolg wäre aus ihrer Sicht schon, wenn die Interessen ihres Berufsstands über die Pflegeberufekammern gebündelt werden.

Bisher habe man stark die eigene "Zersplitterung kultiviert". "Jetzt muss es darum gehen, eine gewisse Schlagkraft und Kampagnenfähigkeit zu erlangen".

Die dafür erforderliche Einigkeit sieht Drube zwar längst noch nicht erreicht – mit den Pflegeberufekammern aber ist die Pflege diesem Ziel ein gutes Stück näher gekommen.

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