Niedersachsen: Geriatrie mangelhaft?
Niedersachsens Grüne kritisieren heftig die CDU/FDP- Landesregierung. Der Grund: Die Geriatrie im Land soll dramatisch unterversorgt sein.
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Sozialpolitische Sprecherin der Grünen in Niedersachsen: Ursula Helmhold
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HANNOVER. Niedersachsen ist bei der Versorgung alter Patienten Schlusslicht. Das kritisiert die Landtagsfraktion der Grünen in Hannover. Sie fordern deshalb die CDU/FDP-Landesregierung auf, die medizinische Versorgung älterer Menschen im Land deutlich zu verbessern.
Die geriatrische Versorgungsquote aus Krankenhausbetten und Reha-Plätzen mit Blick auf die Über-60-Jährigen liegt in Niedersachsen im Ländervergleich bei 5,7, so die Zahlen des statistischen Bundesamtes.
Nur das Land Sachsen hat mit "5" eine schlechtere Quote. Spitzenreiter ist Hamburg mit einer Quote von 28,8.
Letzter Platz im Ländervergleich
Auch der Mangel an Geriatern im Land ist dramatisch: Auf einen Geriater kommen in Niedersachsen genau 117.647 Menschen. Damit belegt das Land den letzten Platz. Der Bundesschnitt liegt bei 39.483 Menschen pro Geriater.
Die Enquete-Kommission des Niedersächsischen Landtages zum Demografischen Wandel hat ermittelt, dass die Zahl der Niedersachsen, die ein Lebensalter über 80 Jahre erreichen, bis zum Jahr 2030 um 53 Prozent (bezogen auf 2007) auf 625.000 steigen wird, die Zahl Pflegebedürftiger um 45 Prozent.
Leitlinien offenbar überaltet
"Das bisherige Konzept des Landes wird den Anforderungen einer älter werdenden Gesellschaft nicht gerecht", sagt die sozialpolitische Sprecherin Ursula Helmhold.
Die alten Leitlinien stammen aus dem Jahr 1993 und seien seitdem nicht mehr fortgeschrieben worden.
Allerdings hat der Niedersächsische Landesverband Geriatrie im Jahr 2008 ein eigenes, ausführliches Konzept aufgestellt, sagt Dr. Hans Thomas Hildebrand, ärztlicher Sprecher des Landesverbandes Geriatrie Niedersachsen und Chefarzt der geriatrischen Kliniken in Hildesheim und Bad Salzdetfurth, der "Ärzte Zeitung".
Lehrstühle braucht das Land
Die geriatrische Medizin werde den Ansprüchen alter Patienten besser gerecht und vermeide oft die Pflegebedürftigkeit, so Hildebrand.
"Unter anderem müssen Lehrstühle für das Querschnittsfach Geriatrie her. Studierende, die in die ambulante Versorgung streben, vor allem in die Hausarztpraxen, brauchen ureigenste geriatrische Kompetenz."
Entschließungsantrag vorgelegt
Notwendig seien zudem der flächendeckende Ausbau geriatrischer Angebote, eine gesonderte Ausweisung von mehr geriatrischen Betten im Krankenhausplan des Landes, der Ausbau von Netzwerken und eine verbesserte Weiterbildung von Ärzten und Pflegepersonal, hieß es.
2012 will der Landesverband Geriatrie ein erneuertes Konzept vorlegen, so Hildebrand.
Die Landtagsgrünen haben in den Ausschüssen einen Entschließungsantrag zur geriatrischen Versorgung zur Beratung vorgelegt.