Rheinland-Pfalz
Notdienstzentralen werden jede Nacht geöffnet
Die KV Rheinland-Pfalz will die Niederlassung attraktiver machen. Eine Ausweitung des Bereitschaftsdienstes soll Ärzte entlasten und eine Kampagne dabei helfen, junge Ärzte über die Arbeit in der ambulanten Versorgung zu informieren.
Veröffentlicht:MAINZ. Ab Juli 2016 werden alle 42 rheinland-pfälzischen Bereitschaftsdienstzentralen jede Nacht geöffnet sein. Mit großer Mehrheit haben die Delegierten der 22. Vertreterversammlung der KV Rheinland-Pfalz für eine neue Bereitschaftsdienstordnung gestimmt.
Gut die Hälfte der Notdienstzentralen sind bereits jede Nacht geöffnet, die andere Hälfte hatte bisher von Mittwochnachmittags, 14 Uhr, bis Donnerstag, 7 Uhr, und von Freitag 16 Uhr, bis Montag, 7 Uhr, geöffnet.
Ab Juli werden sie täglich ab 19 Uhr bis 7 Uhr morgens geöffnet sein, mittwochs bereits ab 14 Uhr und wie gehabt das gesamte Wochenende.
Ob der Bedarf an extern angestellten Ärzten aufgrund dieser Änderung steigen wird, kann KV-Sprecher Dr. Rainer Saurwein noch nicht sagen.
"Natürlich kann das dazu führen, dass der eine oder andere Beschäftigte mehr benötigt wird - oder dass die Ärzte, die bisher dort arbeiten, mehr Stunden machen", erklärt er im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung".
Die KV ist seit 2010 Träger aller Bereitschaftsdienstzentralen im Land und will nun zunächst das Gespräch mit den Mitarbeitern der einzelnen Zentralen suchen. Die sechs Nebenbetriebsstätten sind von der Zeiterweiterung nicht betroffen.
Weg von Vertretungsringen
Die Änderung, mit der die KV bundesweit ein Novum kreiert, soll die Niedergelassenen entlasten, die sich bisher für die Versorgung außerhalb der Öffnungszeiten der Notdienstzentralen gegenseitig vertreten haben. "Die KVen sind dabei, sich eigene Konzepte auszudenken, wie sie von kollegialen Vertretungsringen wegkommen können", sagte Saurwein.
Je versorgungsschwacher eine Region, desto häufiger müssten die niedergelassenen Ärzte Notdienste übernehmen - "aber junge Menschen sind dazu nicht mehr bereit", sagt der KV-Sprecher.
Mit der Ausweitung würden die Arbeitsbedingungen erleichtert, eine Niederlassung wieder attraktiver. Die Bereitschaftsärzte erhalten 50 Euro in der Stunde.
Die rund 7000 Mitglieder umfassende KV war die erste, die 2009 die Bereitschaftsdienstordnung auf Zentralen umgestellt hat. "Dafür haben wir mächtig Ärger und Kritik kassieren müssen", sagt Saurwein. Das ist nicht übertrieben; in Rheinland-Pfalz wird seit Jahren über die Anfang 2010 in Kraft getretene Bereitschaftsdienstordnung gestritten.
In einigen Regionen konnten sich Ärzte, die den Bereitschaftsdienst bislang autonom organisiert hatten, nicht mit der landesweiten Einrichtung von KV-getragenen Bereitschaftsdienstzentralen abfinden.
Vorstandsmitglied Dr. Klaus Sackenheim stellte bei der VV eine Nachwuchskampagne vor, die am 1. April starten soll.
Der Name der Kampagne wurde noch nicht verraten. "Damit möchten wir interessierten Ärzten die Struktur einer Niederlassung oder einer Anstellung in Niederlassung erläutern", so Saurwein.
Das Problem, dass weitaus mehr niedergelassene Ärzte in Ruhestand gehen als Neue nachkommen, ist auch in Rheinland-Pfalz omnipräsent. Das Land braucht mehr Ärzte, um die Versorgung aufrechtzuerhalten - auch unter dem Gesichtspunkt, dass zusätzlich zum zahlenmäßigen Ärzteschwund der Anteil der Teilzeitbeschäftigten zunimmt, das Arbeitsvolumen also sinkt.
Mit einer eigenen Webseite und Prospekten will die KV junge Ärzte auf Informationsveranstaltungen der Landesregierung hinweisen und Beratungsmöglichkeiten vorstellen.
"Wir haben ein sehr gut funktionierendes Beratungssystem namens ,Fit für die Praxis‘, dort gibt es die Möglichkeit, Einzelberatung in Anspruch zu nehmen oder zu Informationsveranstaltungen zu kommen", sagt Saurwein.
Förderung aus dem Strukturfonds
Auch finanzielle Fördermöglichkeiten sollen im Zuge der Nachwuchskampagne vorgestellt werden. Seit dem 1. Januar 2016 fördert die KV Neu- und Zweigniederlassungen über den Strukturfonds in ausgewiesenen Gebieten.
Zur Diskussion stand bei der VV zudem, ob im Zuge der anstehenden KV-Wahl einer von drei Vorstandsposten eingespart werden soll. Die Delegierten entschieden, dass der Vorstand auch künftig dreiköpfig bleibt.
Saurwein sagte, man gehe davon aus, dass die Vorstandsvorsitzende Dr. Sigrid Ultes-Kaiser, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Dr. Peter Heinz und Vorstandsmitglied Dr. Klaus Sackenheim erneut für die Posten zur Verfügung stehen werden.