GKV-Spitzenverband fordert

Nur noch sechs Monate freie Arzneimittelpreise

Der GKV-Spitzenverband will das AMNOG nachjustieren - und legt jetzt eine Studie zum internationalen Vergleich der Arzneimittelversorgung vor, die ganz in seinem Sinne argumentiert.

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Der GKV-Spitzenverband will beim AMNOG nachjustieren.

Der GKV-Spitzenverband will beim AMNOG nachjustieren.

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BERLIN. Die Krankenkassen versuchen, die geltenden Regeln bei der frühen Nutzenbewertung neuer Arzneimittel aufzubohren.

Der Berliner Gesundheitsökonom Professor Reinhard Busse hat am Montag eine Studie im Auftrag des GKV-Spitzenverbands vorgelegt, der zufolge in Deutschland neue Präparate vergleichsweise schnell und zu geringen Zuzahlungen zur Verfügung stehen.

Busse hatte dazu 16 europäische Gesundheitssysteme untersucht. Dazu gehören etwa Großbritannien, Frankreich, Italien oder Schweden.

In anderen Ländern Einschränkungen

In Deutschland würden von den gesetzlichen Kassen praktisch alle neuen Präparate und - je Produkt - auch alle zugelassenen Indikationen bezahlt, erklärte Busse.

Hingegen seien in anderen Ländern Einschränkungen bei bestimmten Indikationen oder Patientengruppen zu beobachten. Der Forscher mahnte eine "gezieltere Nutzungssteuerung" bei neuen Medikamenten an.

Damit rennt er beim GKV-Spitzenverband offene Türen ein: Verbands-Vize Johann-Magnus von Stackelberg forderte eine "Grundsatzentscheidung der Politik, die Erstattungspflicht auf die Patientengruppen zu konzentrieren, für die ein Zusatznutzen feststeht".

Wenn die Regierung Patientengruppen ohne Wirkung von der Erstattung ausschließe, könne ein höherer Preis für die Versorgung von denjenigen Patienten bezahlt werden, bei denen eine Therapie besser anschlage als die Vergleichstherapie.

Kein Mischpreis mehr?

Entsprechend müsste dann nicht mehr wie bisher ein "Mischpreis" in den Verhandlungen mit dem Hersteller vereinbart werden, sondern ein Subgrupppen-spezifischer Preis.

Weiterhin fordern die Kassen, schon ab dem 7. Monat nach Zulassung rückwirkend den Erstattungsbetrag gelten zu lassen. Bislang ist für den Hersteller die Preisbildung im ersten Jahr nach der Zulassung frei.

Ein Vergleich der tatsächlichen Preise - nach den nationalen Vereinbarungen zu Rabatten und Erstattungsbeträgen - zeige, dass Deutschland weiter im "oberen Mittelfeld" rangiere.

Der Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa) widersprach: Das Preisniveau in Deutschland sei "unter den europäischen Durchschnitt gefallen".

73 Prozent der hierzulande mit den Kassen ausgehandelten Arzneimittelpreise seien "deutlich niedriger als in anderen europäischen Ländern". In 38 Prozent der Fälle seien die hiesigen Preise sogar die niedrigsten. (fst/af)

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