Sachsen

ÖGD nur noch eingeschränkt arbeitsfähig

Wegen des Mangels an Fachärzten in den sächsischen Gesundheitsämtern gibt es jetzt schon Probleme bei der Impfaufklärung. Der Freistaat hat nun ein Sonderprogramm gestartet.

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Impfungen im Gesundheitsamt während der Schweinegrippe: Den Ämtern gehen die Ärzte aus. Das hat Folgen.

Impfungen im Gesundheitsamt während der Schweinegrippe: Den Ämtern gehen die Ärzte aus. Das hat Folgen.

© Brandt / dpa

DRESDEN. Ein Großteil der sächsischen Gesundheitsämter kann aufgrund des Mangels an Fachärzten für das öffentliche Gesundheitswesen die gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben nicht mehr erfüllen. Das sagte Petra Albrecht, Vorstandsmitglied der sächsischen Landesärztekammer, zur "Ärzte Zeitung".

Albrecht ist Fachärztin für Öffentliches Gesundheitswesen und Amtsärztin des Landkreises Meißen. Die Arbeitsfähigkeit im sächsischen Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) sei zum Beispiel bei Reihenuntersuchungen von Kindern und Jugendlichen eingeschränkt.

"Diese können nicht mehr vollumfänglich abgedeckt werden", erklärt sie. "Auch die Überwachungen aus infektionshygienischer Sicht von Gemeinschaftseinrichtungen oder medizinischen Einrichtungen können nur noch unvollständig durchgeführt werden."

Damit schlägt sich auch in Sachsen eine Entwicklung nieder, die deutschlandweit zu beklagen ist und beim jüngsten Ärztetag großes Thema war: Das personelle Ausbluten im ÖGD.

Im vom Ärztemangel besonders gebeutelten Sachsen ist die Situation noch angespannter, da hier der schlechter bezahlte ärztliche Dienst für Behörden noch unattraktiver ist. "Ländliche Kreise sind besonders betroffen", bestätigt Albrecht.

Zeit für Impfaufklärung fehlt

So fehle in vielen Gesundheitsämtern inzwischen die Zeit, um eine vernünftige Impfaufklärung zu betreibenoder sie selbst vorzunehmen. "Nicht auszudenken, was passiert, wenn seuchenhygienische Probleme überhand nehmen und nicht mehr durch einen fähigen ÖGD eingedämmt werden können."

Zu befürchten sei perspektivisch zudem, dass chronisch psychisch Kranke auf dem Land, "die sonst nirgendwo mehr Hilfe erhalten, von uns nicht mehr aufgesucht werden können".

Hoffnung setzt in ein Programm, das der Freistaat Sachsen kürzlich verlängert hat. Das Sonderprogramm zur Qualitätssicherung im ÖGD läuft bereits zehn Jahre, genauso lange soll es laut Staatsministerium für Soziales verlängert werden.

Den Gesundheitsämtern im Land wird eine anteilige Finanzierung der Personalkosten für die Weiterbildung ihrer Fachärzte zugesagt. Pro Monat und Teilnehmer gibt es 2290 Euro. Ministerin Christine Clauß (CDU) weiß, dass das Problem damit allein nicht gelöst ist und setzt auf Appelle.

Famulatur im ÖGD wieder möglich

"Eine Tätigkeit im ÖGD bietet eine gute Gelegenheit, die Vereinbarkeit von beruflicher Weiterentwicklung und Familie zu realisieren." Laut Berechnungen des Ministeriums werden bis 2023 36 Ärzte das Pensionsalter erreichen, das heißt, dass bis dahin mindestens jeder vierte Arzt im sächsischen ÖGD ausscheidet.

Auf die Not reagierte das Ministerium jüngst auch mit einer Änderung der Approbationsordnung, die seit 2002 ausschloss, eine Famulatur im ÖGD zu absolvieren. Seit wenigen Wochen ist das nun wieder möglich.

Der Freistaat verwirklichte damit eine Forderung, die schon länger vom sächsischen Landkreistag erhoben wird. Dort erklärte der für das Thema zuständige Referent Wolf Groneberg, dass der Mangel im sächsischen ÖGD "schon lange auf der Tagesordnung steht und sich inzwischen verschärft hat".

Das Sozialministerium müsse weitere Maßnahmen verabschieden. So sollten unter anderem die beiden Unis des Landes aufgefordert werden, entsprechende Lehrstühle zu etablieren. Auch seien Stipendien für Medizinstudenten denkbar, die sich verpflichten, später im sächsischen ÖGD zu arbeiten. (tt)

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