Reaktion auf Trump
Özdemir will Forschungsstandort stärken
Der US-Präsident stellt die Wissenschaftsfreiheit infrage und will Mittel für die Gesundheitsforschung kürzen: Deshalb arbeitet Bundesforschungsminister Cem Özdemir nun an einer Gegenstrategie.
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Sucht nach Antworten auf Trumps Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit: Forschungsminister Cem Özdemir (Grüne).
© Hannes P Albert / dpa / picture alliance
Berlin. Es gibt ihn schon seit der ersten Amtszeit von Donald Trump: Den sogenannten „silencing sciene tracker“ der Columbia Universität in New York. Dort lässt sich nachlesen, wie der US-Präsident in die Wissenschaftsfreiheit eingreift. Und seit Trump im Januar 2025 zum zweiten Mal ins Weiße Haus eingezogen ist, wird die Liste des „tracker“ rasch sehr viel länger.
So hat seine Regierung Anfang Februar auch einen erheblichen Teil des Budgets der Nationalen Gesundheitsinstitute (NIH) eingefroren. Die NIH sind eine Behörde des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums.
Mit 47 Milliarden US-Dollar verfügen sie über das weltweit größte öffentliche Budget für biomedizinische Forschung, darunter sind auch Erkrankungen wie Krebs, Alzheimer und Diabetes. Der Präsident wollte die Mittel um vier Milliarden US-Dollar kürzen, bevor ein Gericht diesen Versuch jedenfalls vorerst gestoppt hat.
Deutschland soll für Spitzenforscher attraktiver werden
Minister Özdemir zeigt sich sehr besorgt über die Entwicklungen in den USA und betont die Bedeutung freier Forschung weltweit. Auf Anfrage der Ärzte Zeitung erklärte er, dass er den deutschen Wissenschaftsorganisationen für ihre Solidarität mit Partnerorganisationen und den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in den USA danke: „Die Kürzungen bei der Klima- und Gesundheitsforschung sind dramatisch; Fortschritte in der Spitzentechnologie dürfen nicht ausgebremst werden. Dies ist im europäischen Interesse.“
Ausbleibende Hilfszahlungen
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Özdemir und die Allianz der Wissenschaftsorganisationen haben sich bereits über Möglichkeiten ausgetauscht, den Forschungsstandort Deutschland zu stärken und für Spitzenforscher noch attraktiver zu machen. Ende März soll es ein Folgetreffen geben. Zur Allianz gehören zehn Institutionen, darunter die Leopoldina und die Max-Planck-, Fraunhofer- und Helmholtz-Gesellschaft sowie die Deutsche Forschungsgemeinschaft.
Die Lage in den USA besorgt auch den Heidelberger Kinderonkologen Professor Stefan Pfister. Unser Ziel ist es, schreibt er auf Linkedin, gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen in den USA, Großbritannien, den Niederlanden und Spanien, Wirkstoffe zu entwickeln, sogenannte Protein-Degrader.
„Einschnitte, die ratlos machen“
„Doch politische Entwicklungen gefährden die internationale Zusammenarbeit auch in der Wissenschaft. Besonders in den USA erleben wir derzeit massive Einschnitte in der Forschungsförderung, die selbst erfahrene Kollegen ratlos machen. Dieser Wandel könnte den wissenschaftlichen Fortschritt erheblich bremsen - mit Folgen für uns alle.“
Blick in die USA
Gesundheit? Trump sucht seinen Weg
Parallel dazu wachse, so Pfister, auch in Europa und bei uns in Deutschland, zum Beispiel durch das Erstarken der AfD, die Sorge „über wissenschaftsfeindliche Strömungen. Fakten und Meinungen verschwimmen zunehmend, und der gesellschaftliche Grundkonsens über die Bedeutung der Wissenschaft gerät ins Wanken.
Gerade jetzt, wo uns unter anderem von der US-amerikanischen Regierung das Gegenteil unterstellt wird, ist es wichtiger denn je, für Wissenschaftsfreiheit und eine faktenbasierte Politik einzutreten.“ Deshalb habe er gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern die Petition „Fakten sind das Rückgrat unserer Demokratie“ gestartet. Diese haben fast 6000 Petenten unterzeichnet. (bwa)