Corona-Impfkampagne
Pädiater: Impfung gegen COVID-19 gehört in die Praxen!
Mehrere Länder planen Corona-Impfaktionen in Schulen. Kinder- und Jugendärzte sehen Teenager in den Praxen besser aufgehoben. Impfstoff dafür gäbe es genug.
Veröffentlicht:Berlin/München. Nach der STIKO-Empfehlung zur Coronavirus-Impfung der ab 12-Jährigen ist eine Debatte um den richtigen Ort für die Impfungen entbrannt. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) erklärte, die Angebote gehörten in die Praxen. „Impfen ist auch eine Frage des Vertrauensverhältnisses zu den Impflingen – und das haben wir natürlich“, sagte Verbandspräsident Dr. Thomas Fischbach der „Ärzte Zeitung“ am Donnerstag.
Die Impfung gegen das Coronavirus bedürfe einer „sehr intensiven Aufklärung – anders als bei Regelimpfungen, die Eltern und Kindern bekannt sind und zu denen es weniger Rückfragen gibt“. Das lasse sich in einer „Massenimpfsituation“, wie sie an Schulen geplant seien, so nicht sicherstellen, betonte Fischbach. Der BVKJ befürchtet zudem, Teenager könnten unter einen Gruppenzwang geraten, wenn sie an Schulen geimpft werden.
Corona-Impfung braucht „sehr intensive Aufklärung“
Die Kinder- und Jugendärzte reagierten damit auf die Ankündigung vieler Bundesländer, Impfaktionen für ab 12-Jährige zu starten. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) etwa kündigte am Donnerstag an, mobile Impfteams an Schulen zu schicken. „Ob in der Turnhalle, der Mensa oder im Impfbus auf dem Schulparkplatz: Entscheidend ist, dass das freiwillige Impfangebot zu den Kindern und Jugendlichen kommt.“
Der Deutsche Lehrerverband begrüßte solche Aktionen: „Alles, was die Sicherheit an Schulen schnell erhöht, ist gut“, sagte Verbandschef Heinz-Peter Meidinger dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.
Dass es kurz nach der STIKO-Empfehlung zu einem „Run“ auf die Praxen der Kinder- und Jugendärzte gekommen ist, legt nahe, dass viele Eltern die Corona-Impfung ihrer Kinder dort vorziehen. BVKJ-Präsident Fischbach, der als Kinder- und Jugendarzt in Solingen praktiziert, sagte, die Nachfrage habe deutlich zugenommen. Impfstoff hätten die Praxen, Engpässe befürchte er nicht.
Run auf die pädiatrischen Praxen
Ein Problem sei aber, dass Impfzentren den Praxen teilweise Impflinge quasi abwerben würden mit dem Hinweis, dass in den Zentren kein Termin nötig sei. „Das sind dann mitunter Patienten, die bei uns Termine nicht absagen, sodass wir auf Impfstoff sitzen bleiben.“
Laut einer Umfrage des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) unter rund 5000 Ärzten geht hervor, dass bis zu zehn Prozent des in die Haus- und Facharztpraxen gelieferten Impfstoffs derzeit wegen mangelnder Nachfrage nach Impfungen nicht verimpfbar sind. Rund 3,2 Millionen Impfdosen blieben demnach in den Praxen zuletzt ungenutzt liegen.