Kommentar zum Einstieg in den Ausstieg
Perspektiven tun not
Für die Kanzlerin, den Gesundheitsminister und die Länder kommt es jetzt darauf an, Perspektiven zu eröffnen.
Veröffentlicht:Mitte März hat die Regierung eine Vollbremsung des Regelbetriebs in der Gesundheitsversorgung hingelegt. Am Donnerstag (30. April), wenn sich Kanzlerin Angela Merkel und die Spitzen der Länder treffen, könnten Lockerungen für die seit sechs Wochen geltenden Organisationszwänge in den Kliniken herausspringen. Das wäre jedenfalls folgerichtig.
Denn zum einen hat sich gezeigt, dass die für die Versorgung von Patienten mit COVID-19 vorgehaltenen Kapazitäten überdimensioniert sind. Zum zweiten sorgt das bisherige Konzept der einseitigen Ausrichtung der Versorgung auf die am neuartigen Coronavirus erkrankten Menschen für eine Verschlechterung der Versorgung für alle anderen. Schlaganfälle und Herzinfarkte bleiben womöglich unbehandelt, weil die Betroffenen fürchten, in den Krankenhäusern oder Arztpraxen infiziert zu werden. Unberechtigt sind diese Befürchtungen bekanntlich nicht.
Um diese Sorgen zu lindern, ist es nun die Aufgabe der Bundeskanzlerin, des Gesundheitsministers und der Länderchefs, baldmöglichst die Perspektive zu weiten und aufzuzeigen, wie Regel- und Corona-Versorgung möglichst risikofrei zusammengehen können.
Dabei sollten sie sich nicht allein auf die Analyse der stationären Versorgung beschränken. Der Schlüssel liegt vielmehr bei den niedergelassenen Ärzten. Sie dämmen Hospitalisierungen und nosokomiale Risiken an früher Stelle ein.
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