Pflegekräfte werden die Versorgung aufmischen
BERLIN (af). Widerstand ist sinnlos, kostet Geld und Nerven: Die Delegation ärztlicher Leistungen ist Teil der Versorgungsstrukturen, haben Ärzte und Pflegewissenschaftler bei einer Veranstaltung in Berlin festgestellt.
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Wundbehandlung ohne Doktor. Das wird es öfter geben, sagen Fachleute.
© Klaus Rose
"Die Dominanz des ärztlichen Berufes müssen wir aufgeben", sagte Dr. Burkhard John, KV-Vorsitzender in Sachsen-Anhalt, bei der vom Bundesverband Medizintechnik ausgerichteten Veranstaltung.
Dies sei sinnvoll, weil zum einen der Mangel an Ärzten neue Versorgungsstrukturen erfordere und zum anderen der Arzt bei multimorbiden Patienten nicht mehr das komplette Versorgungsmanagement leisten könne.
"Der Kampf zwischen Ärzten und Pflege ist nicht hilfreich, weil wir Lösungen brauchen", sagte John.
Eckpunkte fürs Pflegegesetz kommen im September
Eine klare berufsrechtliche Regelung zu den Qualifikationen und Kompetenzen der Pflegeberufe sei eine Lösung, sagte der Vorsitzende des Deutschen Pflegerates Andreas Westerfellhaus.
Vertreter von Bund und Ländern beraten seit geraumer Zeit über ein neues Berufsrecht für Pflegeberufe. Westerfellhaus kritisierte die unübersichtliche Ausbildungslandschaft in Deutschland bei den Pflegeberufen.
Eckpunkte für ein Pflegegesetz will das Gesundheitsministerium bis spätestens 23. September vorlegen. Das hat ein BMG-Sprecher der "Ärzte Zeitung" am Mittwoch bestätigt.
Qualifikation der Pflegekräfte wird zunehmen
Die Aufwertung pflegerischer Berufe im Vergleich zu den ärztlichen sei nicht aufzuhalten, sagte der Pflegewissenschaftler Professor Jürgen Osterbrink.
Für die Versorgung der zunehmenden Zahl multimorbider Patienten stünden 1,2 Millionen Pflegekräfte, aber nur 300.000 berufstätige Ärzte zur Verfügung. Längst würden zum Beispiel Wundambulanzen von hochqualifizierten Pflegekräften geleitet.
Dieser Trend werde sich mit der Akademisierung der Pflegeberufe fortsetzen, selbstständiges Verschreiben und Abrechnen eingeschlossen, sagte Osterbrink.
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