Pflegekongress
Pflegerat fordert 50.000 Stellen für die Krankenhäuser
Was hat die Pflegepolitik bewirkt? Die Meinungen sind gespalten: Gesundheitsminister Gröhe lobt die Erfolge der Koalition in der Pflegepolitik. Der Pflegerat hält dagegen.
Veröffentlicht:BERLIN. Der Vorsitzende des Deutschen Pflegerates Franz Wagner hat die Pflegepolitik der vergangenen Regierungen kritisiert. "Von den Reformen ist am Bett noch nicht viel zu spüren", sagte Wagner zum Auftakt des Kongress Pflege 2018 von Springer Pflege am Freitag in Berlin. Die Absicht von Union und SPD, 8000 zusätzliche Stellen in der Behandlungspflege zu schaffen, nannte Wagner nicht ausreichend. Zudem müssten alleine in den Krankenhäusern zügig wenigstens 50.000 Stellen geschaffen werden. Von den Engpässen in den Rehabilitationseinrichtungen werde gar nicht erst gesprochen. Wagner rief die Kongressbesucher auf, ihre Macht als knappe Personalressource gegenüber den Arbeitgebern auszuspielen. "Sie sind die Diamanten geworden in diesem System", sagte Wagner.
Zuvor hatte der geschäftsführende Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) den Stellenwert herausgestrichen, den die Pflege bei einer Mehrheit der im Bundestag vertretenen Parteien genieße. Beide Sondierungsrunden hätten gezeigt, dass in der kommenden Legislatur die Pflege eine wichtige Rolle spielen werde. Gröhe verwies darauf, dass aus dem Pflegestellen- und dem Versorgungszuschlag an die Krankenhäuser ein dauerhaftes Pflegestellenförderprogramm in Höhe von 830 Millionen Euro im Jahr gebaut worden sei. Zudem seien 30.000 Betreuungskräfte zur Entlastung der Fachpfleger finanziert worden.
Die Pflegereformen seit 2014 kämen in der Versorgung an, sagte Gröhe: In den ersten drei Quartalen 2017 seien die Ausgaben für Pflegesachleistungen in der häuslichen Pflege gegenüber dem Vergleichszeitraum 2016 um 36 Prozent gestiegen. Allein die aus der Pflegeversicherung geleisteten Rentenbeiträge für pflegende Angehörige seien um 45 Prozent gestiegen und die Ausgaben für die stationäre Altenpflege um 1,5 Milliarden Euro.
Bei Ärzten kommen die schlechten Arbeitsbedingungen und der Pflegenotstand nur bedingt an. "Die Ärzteschaft guckt auf die Ärzteschaft und erwartet, dass das Setting drumherum ihnen zuarbeitet", sagte der ärztliche Direktor des Unfallkrankenhauses Berlin Professor Axel Ekkernkamp. Dabei hat es im Verhältnis von Ärzten zu Pflegekräften in jüngster Vergangenheit schon merkliche Veränderungen gegeben.
1995 kamen auf einen Arzt im Krankenhaus noch 3,5 Pflegekräfte . Heute sind es nur zwei. "Wir gewöhnen uns an den Skandal", sagte der Direktor des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung in Köln, Professor Frank Weidner.
Lesen Sie dazu auch: Bundestag: Grüne fordern Milliarden für die Pflege