Erkenntnisse der Barmer Krankenkasse
Pflegereport: Fast jeder zweite Corona-Todesfall in Pflegeheimen
Dass die Corona-Pandemie besonders in Pflegeheimen Opfer forderte, ist bekannt. Der Pflegereport der Barmer zeigt nun das Ausmaß: Fast jeder zweite COVID-Tote wohnte im Heim.
Veröffentlicht:Düsseldorf. Nahezu jeder zweite Corona-Tote in Deutschland hat laut einem aktuellen Bericht zuvor in einer Pflegeeinrichtung gewohnt. Das geht aus dem Pflegereport der Barmer Krankenkasse hervor, der der „Rheinischen Post" (Dienstag) vorliegt. Bezogen auf die Jahre 2020 und 2021 liegt der Anteil der mit COVID-19 Gestorbenen aus Pflegeeinrichtungen demnach bei 45 Prozent.
Zugleich zeigt der Report große regionale Unterschiede. Während im Dezember 2021 - auf dem Höhepunkt der zweiten Corona-Welle - in Bremen (0,57 Prozent) und Schleswig-Holstein (1,27 Prozent) nur ein sehr geringer Teil der Heimbewohner erkrankt gewesen sei, habe dieser Anteil in Thüringen (9,73 Prozent) und Sachsen (10,3 Prozent) deutlich höher gelegen. „Länder mit einer geringeren Akzeptanz der Corona-Maßnahmen hatten auch höhere COVID-Anteile in der Bevölkerung", schreiben die Autoren laut Zeitungsbericht.
Pflegepersonal ist erschöpft
Auch beim Pflegepersonal habe die Pandemie Spuren hinterlassen. Fast 70 Prozent sagen laut der Barmer-Studie, dass sie oft körperlich erschöpft sind, vor der Pandemie waren es 43 Prozent. Die Zahl der Pflegekräfte, die nicht mehr durchschlafen können, ist von 29 Prozent auf 43 Prozent gestiegen. Zudem haben 43 Prozent darüber nachgedacht, ihren Beruf aufzugeben. Vor der Pandemie seien es knapp 20 Prozent gewesen, so der Bericht.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz sprach von einer erschütternden Bilanz. Der Report zeige überdeutlich, wo die staatlichen Maßnahmen in der Pandemie-Bekämpfung versagt hätten, so Vorstand Eugen Brysch. Er kritisierte, dass jetzt auch noch die verbliebenen Corona-Schutzmaßnahmen in der Altenpflege fallen. Infektionen blieben für pflegebedürftige Menschen lebensgefährlich. „Doch ein tägliches Testregime für Pflegekräfte fehlt bis heute", sagte Brysch. (KNA)