Bereitschaftsdienst
"Portalpraxis ist das Modell der Zukunft"
Zum Tag des Bereitschaftsdienstes zeigt das Klinikum Bergmannsheil in Gelsenkirchen, dass die Zusammenarbeit zwischen Praxen und Krankenhäusern bereits gut funktioniert. Die Ärzte sehen aber noch viele Möglichketen, Abläufe zu verbessern.
Veröffentlicht:GELSENKIRCHEN. Am Klinikum Bergmannsheil Buer in Gelsenkirchen wird rund die Hälfte der Patienten, die in den sprechstundenfreien Zeiten in die Notaufnahme kommen, in den ambulanten Strukturen versorgt. In der Notfallambulanz landen vor allem Patienten, die dort tatsächlich hingehören. Möglich macht das die Zusammenarbeit von niedergelassenen Medizinern und Klinikärzten in einer Portalpraxis mit gemeinsamem Empfang.
"Der Schalter ist der erste Anlaufpunkt, mit medizinischer Kompetenz wird der Patient zum richtigen Arzt gesteuert", erläuterte Werner Neugebauer, Geschäftsführer der Bergmannsheil und Kinderklinik Buer GmbH, anlässlich des "Tags des ärztlichen Bereitschaftsdienstes". Das erfolgreiche Modell basiere darauf, dass die Ärzte aus Klinik und Praxis ihre Kompetenzen bündeln, um die Patienten gut, adäquat und hochwertig versorgen zu können, sagte er.
Win-Win-Situation
Sowohl die Notfalldienste der Vertragsärzte als auch die Ambulanzen der Krankenhäuser litten unter der Fehlinanspruchnahme, sagte der 2. Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) Dr. Gerhard Nordmann. "Wir müssen versuchen, eine Steuerung hinzubekommen." Da die Steuerung über finanzielle Sanktionen politisch nicht gewollt sei, seien andere Wege notwendig.
"Für uns ist die Portalpraxis das Modell der Zukunft", betonte Nordmann. Von den 63 Notfalldienstpraxen in Westfalen-Lippe sind 58 am Krankenhaus angesiedelt. Es gibt 13 Portalpraxen, langfristig sollen es noch mehr werden. "Gelsenkirchen ist ein Top-Beispiel", lobte er. Die Beteiligten hätten einen vernünftigen Weg zur gegenseitigen Ergänzung und Entlastung eingeschlagen.
Die niedergelassenen Ärzte, die im Klinikum Bergmannsheil Buer in der Notfalldienstpraxis arbeiten, profitieren von der hochmodernen Ambulanz des Hauses, berichtete Dr. Günter Lapsien, Notfalldienstbeauftragter der KVWL in Gelsenkirchen. Der Hausarzt macht selbst Dienst in der Portalpraxis. Wenn bei einem Patienten der Verdacht auf Herzinfarkt besteht, könne er innerhalb von fünf Minuten eine kardiologische Notfallversorgung erhalten. "Wir haben eine Versorgungskette ohne Zwischenstationen", sagte er.
Am Wochenende bis zu 200 Patienten
Am Wochenende werden in der ambulanten Notfalldienstpraxis nach seinen Angaben im Schnitt rund 100 Patienten versorgt, in Hochzeiten können es auch über 200 werden. "Man kann sagen, dass 30 Prozent der Patienten, die bei uns auflaufen, keine Notfälle sind", so Lapsien. Der entscheidende Vorteil der Portalpraxis ist für ihn, dass die Patienten am gemeinsamen Tresen an die richtige Stelle geleitet werden. "Ich behaupte: Eine gut triagierte Notfallversorgung in einer Portalpraxis funktioniert nur dann, wenn man mit seinen Partnern gut zusammenarbeitet."
Einheitliches System sinnvoll
Eine Triage gibt es sowohl bei der Entscheidung für die stationäre oder die ambulante Versorgung als auch innerhalb der beiden Systeme. In der niedergelassenen Notfalldienstpraxis entscheiden die Mitarbeiter, wer wie lange warten kann. Die Klinik hat einen eigenen Triage-Raum, in dem über die weitere stationäre Versorgung entschieden wird. Langfristig wäre es wünschenswert, dass niedergelassene und Klinikärzte mit demselben System arbeiten, findet Lapsien.
"Wenn wir ein einheitliches System hätten, wären wir einen großen Schritt weiter", bestätigte Dr. Christoph Haurand, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Kardiologie und Konservative Intensivmedizin an der Klinik. Für langfristig sinnvoll hält er die Einbeziehung des Rettungsdienstes. Aber auch ohne ein solches Instrument funktioniert die Patientensteuerung bereits. "Die Portalpraxis hat zu einer massiven Entlastung der klinischen Abläufe geführt", sagte Haurand.