Pandemie

RKI zu Corona-Maßnahmen: „Wir sehen, dass es wirkt“

Die Zahl der SARS-CoV-2-Infektionen steigt weiter. RKI-Chef Wieler erkennt dennoch Licht am Ende des Tunnels.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
„Wer krank ist und Symptome hat, sollte unbedingt zu Hause bleiben“, appelliert RKI-Präsident Lothar Wieler weiter an die Bürger.

„Wer krank ist und Symptome hat, sollte unbedingt zu Hause bleiben“, appelliert RKI-Präsident Lothar Wieler weiter an die Bürger.

© Michele Tantussi / dpa

Berlin. Die von Bund und Ländern vor knapp zwei Wochen verhängte erweiterte Kontaktsperre im Kampf gegen die Corona-Pandemie trägt laut Robert Koch-Institut (RKI) erste Früchte. „Wir sehen, dass es wirkt“, sagte RKI-Chef Professor Lothar Wieler am Freitagvormittag. „Wir sehen, dass sich die Geschwindigkeit der Ausbreitung reduziert.“

Wieler verwies in diesem Zusammenhang unter anderem auf die Reproduktionszahl, den sogenannten R-Null-Wert, also die Zahl, wie viele Personen von einer infizierten Person angesteckt werden. Wenn diese Zahl unter eins gehe, lasse die Epidemie langsam nach, so Wieler. „Wir sehen, dass wir zurzeit bei eins sind – und das seit einigen Tagen.“ In den vergangenen Wochen habe der Wert bei „fünf, teilweise bei sieben“ gelegen.

Ziel sei es, ihn unter eins zu drücken. „Wir hoffen, dass das in den nächsten Tagen auch gelingt.“ Es sei aber immer auch von einer Dunkelziffer nicht erfasster Infektionen mit SARS-CoV-2 auszugehen.

Exit-Strategie: Noch keine „finalen Pläne“

Es würden „verschiedenste Szenarien durchdacht“, wie ein Ausstieg aus den verhängten Einschränkungen im öffentlichen Leben aussehen könnten, betonte Wieler. „An diesen Überlegungen wird natürlich gearbeitet.“ Finale Pläne gebe es jedoch noch nicht. „Das ist eine sehr, sehr schwierige Aufgabe.“ Er könne sich aber nicht vorstellen, dass alles gleichzeitig wiedereröffnet werde. „Ich gehe von einem seriellen Start aus.“

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Mit Blick auf die Diskussion um eine allgemeine Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes betonte Wieler, Stoff- oder Textilmasken „könnten“ helfen, Tröpfchen beim Husten oder Sprechen zurückzuhalten. „Sie könnten dabei helfen, andere zu schützen. Aber sie helfen nicht dabei, den Maskenträger selber zu schützen.“ Es gebe für den Fremdschutz zwar bislang keine wissenschaftlichen Belege. Es erscheine aber „plausibel“, dass dem so sei.

Keine neue Empfehlung zum Tragen von Schutzmasken

Wieler dementierte auch Berichte, wonach das RKI seine Empfehlungen zum Tragen von Masken geändert habe. Die einzige Änderung beziehe sich auf die Mehrfachverwendung medizinischer Schutzmasken.

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Grundsätzlich gelte in der aktuellen Situation weiter: „Wer krank ist und Symptome hat, sollte unbedingt zu Hause bleiben und bei Bedarf ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen“, so Wieler. Wer öffentliche Verkehrsmittel nutze, müsse auch dort unbedingt Abstand halten.

Zur Not müssten Busse und Bahnen in kürzeren Intervallen fahren. Wieler ging damit auf Berichte ein, wonach gerade in Großstädten wie Berlin U-Bahnen teilweise stark frequentiert seien und ein Abstandhalten kaum möglich sei.

Reichen die Intensivkapazitäten?

Zufrieden zeigte sich der RKI-Chef, dass die Zahl der Intensivbetten in Krankenhäusern erhöht worden sei. Ob die Kapazitäten ausreichten, halte er aber trotzdem für nicht ausgemacht. Er persönlich glaube nicht, dass sie ausreichten. „Ich freue mich, wenn ich mich täusche.“ Je mehr Intensivbetten vorgehalten würden, „desto mehr Menschenleben werden wir retten können“. Deshalb seien die Kapazitäten weiter hochzufahren.

Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft zufolge stehen inzwischen bundesweit über 40.000 Intensivbetten bereit. 30.000 von ihnen sind mit Beatmungsplätzen ausgerüstet.

Derzeit sind laut RKI knapp 80.000 Corona-Infizierte in Deutschland gemeldet, das sind etwa 6000 mehr laborbestätigte Fälle als am Vortag. Die Zahl der gemeldeten Toten liegt den Angaben zufolge bei insgesamt 1017 – 145 mehr als am Vortag.
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