Finanzielle Sorgen
Reha-Branche fordert längere Corona-Schutzpakete
Reha-Vertreter schlagen auf dem Europäischen Gesundheitskongress Alarm: Werden die Corona-Ausgleichszahlungen nicht verlängert, droht etlichen Häusern Ungemach. Ein neuerlicher Lockdown scheint für viele nur noch eine Frage der Zeit zu sein.
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Reha in Corona-Zeiten, das erfordert spezielle Hygienekonzepte und mehr Schutzmaterial als gewöhnlich.
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München. Ein neuerlicher Corona-bedingter Lockdown scheint nur noch eine Frage der Zeit. Hinter den Kulissen laufen daher Gespräche, ob und wie die Schutzschirme für Krankenhäuser, Praxen und Reha-Kliniken zu verlängern sind.
Konkret geht es um das Krankenhausentlastungsgesetz und das Sozialdienstleister-Einsatzgesetz (SodEG). Teile der Ausgleichsregelungen durch Kassen und Deutsche Rentenversicherung Bund sind am 30. September ausgelaufen. Andere enden zum 31. Dezember.
Sachkosten deutlich gestiegen
Reha-Vertreter fordern, die Hilfspakete über 2020 hinaus zu strecken. Pandemiebedingte Vorgaben führten weiterhin zu Einschränkungen und Mehraufwendungen, hieß es bei einer Online-Veranstaltung im Rahmen des Europäischen Gesundheitskongresses.
„Wir machen ganz andere und viel anspruchsvollere Aufgaben als wir das ursprünglich mussten“, sagte der Geschäftsführende Direktor der Medical Park Holding, Ulf Ludwig.
Je nach Fachrichtung seien den Häusern bis zu 30 Prozent höhere Sachkosten etwa für Schutzmaterial entstanden. Auch neue virtuelle Angebote hätten Geld gekostet. Gleichzeitig komme es aufgrund wegfallender Behandlungen zu Umsatzeinbußen.
Ohne die Ausgleichszahlungen hätten viele Einrichtungen das laufende Jahr „nicht durchstehen können“. Da sich die Corona-Lage wieder zuspitze, müssten die Schutzschirme aufgespannt bleiben, forderte Ludwig. Die Medical Park Holding betreibt laut eigenen Angaben 13 Fachkliniken und zwei ambulante Therapiezentren.
Unterstützung kommt von den Kassen
Vertreter der Kassen und der Rentenversicherung betonten, grundsätzlich unterstütze man eine Verlängerung der Rettungspakete. „Derzeit haben wir allerdings noch keine Signale, dass das der Fall sein wird“, sagte Hermann Laubsch, Krankenhausexperte der AOK Bayern.
Gerhard Witthöft, Mitglied der Geschäftsführung der Rentenversicherung Bund Bayern Süd, betonte, die Situation werde wieder schlimmer. „Wir plädieren deshalb dafür, SodEG zu verlängern.“
Keine volle Auslastung in Österreich und der Schweiz
Reha-Vertreter aus Österreich und der Schweiz erklärten, die Pandemie habe auch bei ihnen schwer zugeschlagen. „Es hat da eine Phase gegeben, wo man nicht sagen konnte, was der nächste Schritt ist“, berichtete der Generalsekretär des Verbandes der Privatkrankenanstalten Österreichs, Stefan Günter.
Momentan seien die Einrichtungen „weitgehend“ zurück im Regelbetrieb, wenngleich es mit einem Belegungsgrad von 85 Prozent keine volle Auslastung gebe. „Unser großer Wunsch ist, dass die Politik jetzt mit uns in Gespräche eintritt, wie es weitergeht.“
Aus der „Schwarz-weiß-Falle“ herauskommen
Dr. Willy Oggier, Präsident des Verbandes SW!SS Reha, betonte, die Rehabilitation müsse trotz Pandemie in der Lage sein, ihre „Kernrolle“ auszuüben. „Nämlich die Menschen ins Berufs- und soziale Leben zurückzuführen“.
Er hoffe auch, dass man aus der „Schwarz-weiß-Falle“ herauskomme, wonach öffentliche Einrichtungen gut, private aber schlecht seien. Viele private und gemeinnützige Träger seien zuletzt „in Vorleistung gegangen, oft ohne – wie die öffentlichen Häuser – einen Cent bekommen zu haben“.