Ruf nach Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Saar

Ein Lehrstuhl für Allgemeinmedizin soll im Saarland dazu beitragen, mehr Medizinstudenten für den Beruf des Hausarztes zu interessieren.

Andreas KindelVon Andreas Kindel Veröffentlicht:

SAARBRÜCKEN. Im Saarland soll ein neuer Anlauf für einen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin an der Homburger Uni-Klinik unternommen werden. Das haben Ärztevertreter und Politiker beim saarländischen Hausärztetag am vergangenen Wochenende in Saarbrücken angekündigt.

"Wir brauchen dringend einen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin", erklärte der Vorsitzende des saarländischen Hausärzteverbandes, Dr. Joachim Meiser. Jede medizinische Fakultät sollte einen solchen Lehrstuhl haben. Ärztliche Verbände im Saarland fordern seit mehr als einem Jahrzehnt diese Professur in Homburg - bislang ohne Erfolg. Die Hoffnung: Mit einem eigenen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin könnte der Hausarztberuf für den medizinischen Nachwuchs wieder interessanter werden.

Aus der Politik gab es parteiübergreifend Unterstützung für den Wunsch des Hausärzteverbandes. "Es ist kein Ruhmesblatt für die saarländische Politik, dass es uns bisher nicht gelungen ist, einen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin einzurichten", erklärte Gesundheits-Staatssekretär Wolfgang Schild (CDU) beim Hausärztetag. Er forderte die Ärzte auf, einen neuen Vorstoß für den Lehrstuhl zu unternehmen. "Sie sind eine Macht", so Schild. "Wenn sie sich einig sind, werden sie den Lehrstuhl bekommen".

Auch die einstige "Schattenministerin" der SPD für das Gesundheitsressort, die bisherige Fraktions-Vize Cornelia Hoffmann-Bethscheider, unterstützte die Initiative. "Die Hausärzte müssen gestärkt werden", sagte sie. Die SPD-Politikerin kündigte an, das Thema auf die Tagesordnung im Gesundheitsausschuss des Landtags zu setzen. Der Gesundheitspolitiker der CDU, Tobias Hans, versprach sich dafür einzusetzen, damit ein entsprechender Lehrstuhl eingerichtet wird. Und der FDP-Gesundheitspolitiker Manfred Baldauf meinte: "Ein solcher Lehrstuhl hätte auch bundesweit Ausstrahlung".

Hintergrund für die Initiative sind die zurückgehenden Hausarztzahlen. Wie der Vorsitzende der KV Saarland, Dr. Gunter Hauptmann, berichtete, gibt es derzeit noch 676 Hausärzte an der Saar. Nach seinen Schätzungen werden es in zehn Jahren nur noch 460 sein, die sich dann aber um deutlich mehr Patienten kümmern müssten. Gesundheits-Staatssekretär Schild pflichtete bei, dann werde auch die Politik für Anreize sorgen müssen, um die medizinische Versorgung auf dem Lande noch aufrechtzuerhalten.

Der Vorsitzende des Facharztforums im Saarland, Dr. Dirk Jesinghaus, warb für Änderungen bei der Weiterbildungsordnung für Allgemeinmediziner. "Es ist immer noch leichter Facharzt für Urologie als Hausarzt zu werden", kritisierte Jesinghaus. Nach seinen Vorstellungen sollten angehende Hausärzte künftig einen größeren Teil ihrer Weiterbildung in Praxen absolvieren dürfen. Von der Ärztekammer wünscht er sich außerdem, dass sie gemeinsame hausärztliche Weiterbildungsprogramme von Kliniken und Praxen unterstützt und eine Koordinierungsstelle schafft, die Weiterbildungsstellen vermittelt.

Nach Ansicht von Hausärzteverbands-Chef Meiser müssen die Stellen für Weiterbildungsassistenten in den Praxen besser bezahlt werden. "Die Bezahlung kann mit Klinikgehältern derzeit überhaupt nicht konkurrieren", sagte Meiser. Wie es hieß, bekommen Assistenten auf einer Vollzeitstelle in einer Praxis teilweise weniger als 3000 Euro brutto im Monat. Meiser forderte "ein existenzsicherndes Gehalt" für die Weiterbildungsassistenten in den Praxen. Heute bekomme man vom ärztlichen Nachwuchs zu hören: "Zwei Jahre Assistent in der Praxis - das kann ich mir nicht leisten". So etwas dürfe es in Zukunft nicht mehr geben.

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