Schlaganfallmobil
STEMO darf weiter retten - vorerst
Das Berliner Schlaganfallmobil hat weltweit Aufsehen erregt - und sich in ersten Studien bewiesen. Doch nach dem Auslaufen der Forschungsförderung ist der Weiterbetrieb zunächst nur bis zum Jahresende gesichert. Jetzt soll eine neue Studie die Kassen überzeugen.
Veröffentlicht:BERLIN. Die Zukunft des Stroke Einsatz Mobils (STEMO) ist vorerst gesichert. Das spezielle Rettungsfahrzeug für Schlaganfallpatienten wird bis zum Jahresende weiter im Einsatz auf den Straßen der Hauptstadt erforscht.
Das STEMO - eine Berliner Erfindung - hat international Aufsehen erregt. Nach Angaben von Berlins Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) haben bei internationalen Kongressen viele Investoren Interesse gezeigt, unter anderem aus Kalifornien. Die Industrie erwägt laut Czaja bereits, das STEMO serienreif zu produzieren.
Bislang gibt es weltweit nur zwei Rettungsfahrzeuge, die mit Computertomograf (CT) und Monitor und der Möglichkeit, eine Lyse vorzunehmen, speziell für die mobile Schlaganfallversorgung ausgestattet sind. Beide Wagen sind seit Anfang 2011 in Berlin unterwegs, besetzt mit einem Neurologen und einer Radiologie-Assistentin. Rund 3000 Mal sind sie zum Einsatz ausgerückt.
Dabei haben sie bewiesen, dass Patienten mit einem ischämischen Insult durch STEMO deutlich schneller eine Lyse erhalten, ohne Abstriche bei Sicherheit und Stabilität des Eingriffs. Zudem wurden Patienten mit dem STEMO zu 100 Prozent in Stroke Units eingeliefert, mit anderen Rettungsfahrzeugen werden nur 90 Prozent erreicht.
Doch Ende Mai war die Forschungsförderung für das Modellprojekt STEMO ausgelaufen. Unklar war, wie und ob es weitergeht. Die Krankenkassen erklärten sich auch nach intensiven Verhandlungen nicht bereit, die Mehrkosten zu übernehmen. Ihr Argument: Die Forschung sei noch nicht ausgereift.
Vor allem steht der Nachweis aus, dass eine Lyse das Funktionsniveau des Patienten besser erhält, wenn sie innerhalb der ersten Stunde, statt nach rund 90 Minuten vorgenommen wird. Solche Studien konnten bislang nicht gemacht werden, weil eine so frühe Lyse viel zu selten stattfand.
Ist das Mobil wirklich teurer?
Jetzt soll dieser Nachweis erbracht werden. Dazu wird der Einsatz der beiden STEMOs bis Jahresende mit 100.000 Euro aus Mitteln des Zentrums für Schlaganfallforschung an der Uniklinik Charité finanziert.
Die Feuerwehr rechnet bis dahin den Einsatz der STEMOs wie den eines normalen Notfalleinsatzfahrzeuges (NEF) ab. Sie übernimmt zugleich die Fahrzeugwartung auf eigene Kosten, und die Geräte werden durch die STEMO-Herstellerfirma Meytec kostenlos gewartet.
Am Ende will der Leiter des STEMO-Forschungsteams Professor Heinrich Audebert von der Charité die Behandlungsergebnisse von rund 500 frühen STEMO-Lyse-Patienten mit denen von etwa ebenso vielen Charité-Patienten mit späterer Lyse vergleichen.
Ab 2015 soll das STEMO in Berlin nach dem Willen von Politikern und Beteiligten aber in die Regelversorgung übergehen, dann mit Finanzierung durch die Krankenkassen über eine Gebührenziffer in der Feuerwehr-Gebührenordnung.
Geplant ist, dass täglich von 7 bis 23 Uhr insgesamt drei Fahrzeuge mit Personal bereitstehen, um die Hauptstadt flächendeckend zu versorgen. Zudem soll bis dahin an dem Abfrage-Algorithmus der Leitstelle gefeilt werden, damit klar ist, wann ein STEMO fahren muss. "Die Fehleinsätze sind bereits stark reduziert worden", sagt Czaja.
Die Kosten pro Einsatz in der Regelversorgung mag noch keiner genau beziffern. Feststeht: Ein STEMO kostet rund eine Million Euro. Gesundheitssenator Czaja bezweifelt, dass der Einsatz des Stroke Einsatzmobils teurer kommt als die bisherige Schlaganfall-Notversorgung. Denn derzeit rücken meist erst der Rettungswagen und dann das NEF aus. Beide zusammen schlagen mit Gebühren von 650 Euro zu Buche.