"Sanitätsdienst regelrecht an die Wand gefahren"

BERLIN (bee). Mit scharfen Worten hat der Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe, die Führung des Sanitätsdienstes angegriffen. Ein "klares Versagen" attestierte der SPD-Politiker der Führung bei der Vorstellung seines Berichts.

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Ein Versorgungsniveau wie in einem Kreiskrankenhaus kann die Bundeswehr im Ausland garantieren - im Inland aber immer seltener. © dpa

Ein Versorgungsniveau wie in einem Kreiskrankenhaus kann die Bundeswehr im Ausland garantieren - im Inland aber immer seltener. © dpa

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Die Bundeswehr verliert weiter Ärzte und die truppenärztliche Versorgung im Inland hat sich dramatisch verschlechtert - diese Befunde durchziehen die Berichte des Wehrbeauftragten Robbe seit Jahren. Im letzten Wehrbericht seiner Amtszeit zählt der SPD-Politiker nun 600 Ärzte, die der Bundeswehr fehlen - 170 mehr als im Jahr 2008. Besonders bei den Anästhesisten seien von 161 Stellen nur 113 besetzt, im Fachbereich Chirurgie sind es nur 100 von 136 Planstellen. Die flächendeckende Versorgung der Soldaten ist nach dem Bericht im Inland nur noch möglich, weil auf zivile Ärzte sowie Kliniken zurückgegriffen wird. Im Ausland sei die Versorgungsqualität aber weiterhin auf dem Leistungsniveau eines Kreiskrankenhauses -  was erneut Engpässe im Inland hervorruft.

"In vielen Bereichen ist viel zu spät gehandelt worden", resümiert Robbe in Berlin. Nach seinen Aussagen gebe es nicht wenige Experten in der Bundeswehr, die davon sprächen, dass der zuständige Inspekteur, Kurt-Bernhard Nakath, den Sanitätsdienst "regelrecht an die Wand gefahren" habe. Unattraktiv sei nicht nur die Bezahlung der Mediziner. Auch die Bedingungen bei der Weiterbildung zum Facharzt seien nicht gut. Mit der zwölfjährigen Verpflichtung werde eine dreijährige Weiterbildung garantiert, ob auch die zwei weiteren Jahre absolviert werden könnten, liege in der Hand der Vorgesetzten.

Die geschilderten Probleme teilt auch der Vorsitzende des Vereins Forum Sanitätsoffiziere, Wolfgang Petersen. "Der Führungsstil des Inspekteurs lässt keine Innovationen zu", sagte Petersen im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Er berichtet über die Ohnmacht der Ärzte in den Bundeswehrkrankenhäusern, die aufgrund der Ausstattung kaum noch arbeiten könnten. Auch sei die Arbeitsmotivation sehr gering, immer mehr überlegten, die Truppe zu verlassen.

Gleichzeitig sanken die Bewerberzahlen für die Laufbahn eines Sanitätsoffiziers um die Hälfte von 2100 im Jahr 2006 auf 1190 Ende 2009.

Lesen Sie dazu auch: Bundeswehr will für Ärzte mit mehr Geld attraktiver werden Immer mehr Soldaten erkranken an Belastungsstörung

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