Kommentar
Schluss mit Sonntagsreden
Seit Jahren macht das Schlagwort der "Feminisierung der Medizin" die Runde. Meist wird es gebraucht, um deutlich zu machen, dass viele lieb gewonnene Konzepte mit der Arbeits- und Lebensrealität jüngerer Ärztinnen und Ärzte nicht mehr in Einklang zu bringen sind.
Gerade die ärztlichen Körperschaften machen gern auf die Entwicklung aufmerksam, wenn es um die notwendige Gewinnung ärztlichen Nachwuchses geht. Sich selbst lassen Ärztekammern und KVen allerdings bei den erforderlichen Konsequenzen häufig außen vor.
In vielen Gremien sind Ärztinnen nach wie vor klar in der Minderheit. Gern ziehen sich die Verantwortlichen - in der Regel Männer- auf die Argumentation zurück, dass Frauen eben nicht so leicht für die Mitarbeit zu gewinnen sind. Selbst schuld also.
Warum Ärztinnen so zurückhaltend sind, sich in den Körperschaften zu engagieren, wird lieber nicht hinterfragt. Denn das würde auch heißen, dass man selbst mit gutem Beispiel vorangehen müsste.
Zwei Frauen im 18-köpfigen Vorstand der Kammer Nordrhein, eine Frau neben zehn Männern bei der Kammer in Westfalen-Lippe, das ist kein Signal an Ärztinnen: Ihr seid hier willkommen. An einem solchen Missverhältnis kann man etwas ändern, man muss es aber auch wollen.