Deutsche Kliniken

Schwerverletzte werden gut versorgt

Kliniken, die relativ viele Schwerverletzte zu versorgen haben, verzeichnen eine geringere Sterblichkeit als Krankenhäuser mit wenigen polytraumatisierten Patienten. Der Unterschied fällt allerdings kleiner aus als erwartet.

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MÜNCHEN. Die Frage, die ein Autorenteam um die Unfallchirurgen Martina Zacher und Stefan Huber-Wagner vom Klinikum rechts der Isar der technischen Universität München klären wollte, lautete: Sterben weniger schwerverletzte Patienten nach einem Unfall, wenn sie in einem Krankenhaus versorgt werden, das sehr viele solcher Patienten behandelt?

Um sie zu beantworten, analysierten die Forscher die Angaben im Traumaregister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie zur Versorgung von mehr als 39.000 schwerstverletzten Patienten (Injury Severity Score ab 16, entsprechend einem Polytrauma). Die Ergebnisse sind Anfang Juli online im "British Journal of Surgery" erschienen (Br J Surg 2015, online 7. Juli).

Von den in die Auswertung eingeschlossenen 587 Krankenhäusern waren 98 überregionale (Level I), 235 regionale (Level II) und 254 lokale Traumazentren (Level III).

Für die Analyse wurden die Traumazentren je nach Fallzahl pro Jahr in sechs Gruppen eingeteilt: 1-19, 20-39, 40-59, 60-79, 80-99, >100 Schwerverletzte.

Geringerer Effekt als angenommen

In jeder Gruppe wurde gemäß einem risikoadjustierten Vorhersagemodell die erwartete Sterblichkeit errechnet und mit der tatsächlichen Mortalität verglichen.

Die Gesamtsterblichkeit der polytraumatisierten Patienten lag bei 18,9 Prozent. Dabei gab es in Häusern ab einer Patientenzahl von 40 keinen Unterschied zwischen erwarteter und tatsächlicher Sterblichkeit.

Wurden weniger schwerstverletzte Patienten pro Jahr behandelt, fiel die tatsächliche Mortalität höher aus als die erwartete. Polytraumatisierte haben also bessere Überlebenschancen, wenn sie in Kliniken mit hoher Fallzahl behandelt werden.

Allerdings ist der Effekt geringer als angenommen: Der Überlebensvorteil gegenüber den in Krankenhäusern mit geringerer Fallzahl behandelten Patienten beträgt nach Abgleich von Einflussfaktoren wie des Risikoscores nur rund ein Prozent.

Kleinere Kliniken leisten wichtigen Versorgungsbeitrag

Professor Peter Biberthaler, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie am Klinikum rechts der Isar, hebt hervor, wie gut die Versorgung von Traumapatienten in Deutschland strukturiert ist.

"Die Ergebnisse belegen, dass die etablierte dezentrale Versorgungsstruktur in Traumanetzwerken mit kleinen und großen Kliniken in Deutschland im internationalen Vergleich zu einer deutlichen Reduktion der Sterblichkeit zumindest im Straßenverkehr führt", äußerte Biberthalter in einer Stellungnahme.

Kleinere Kliniken mit geringen Fallzahlen pro Jahr leisteten einen wichtigen Versorgungsbeitrag und schnitten mit einer Sterblichkeitsdifferenz von etwa einem Prozent nur geringfügig ungünstiger ab als Kliniken mit hohen Fallzahlen.

"Sie spielen jedoch eine wichtige Rolle, da beispielsweise aufgrund von großen Entfernungen oder bei schlechtem Wetter nicht jeder Schwerverletzte immer in eine Klinik der höchsten Versorgungsstufe transportiert werden kann", so Biberthaler. (rb)

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