Kommentar zur IKK Südwest
Sind neue Hausarztverträge überall sinnvoll?
Man kann sich durchaus die Frage stellen, ob weitere Selektivverträge zur hausarztzentrierten Versorgung wirklich noch für die Mehrheit der Hausärzte attraktiv sind. Oder dienen sie vor allem der Abrundung der Macht ihres Verbandes? Diese Fragen kann man sich durchaus stellen, wenn man die neue Frohbotschaft des Vertrags mit der IKK Südwest im Saarland genauer betrachtet.
Unbestritten wurden in der Pionierzeit vor allem in süddeutschen Ländern finanzielle Ressourcen gehoben und auch durch Umverteilung die Stellung von Hausärzten verbessert. Im Saarland - so berichten Fachleute - hat sich aber auch innerhalb des KV-Systems vieles zum Positiven geändert, der große Honorarzuwachs durch Selektivverträge dürfte Wunschdenken bleiben.
Natürlich knabbst auch die erforderliche zusätzliche Software ein Stückchen vom Kuchen ab. Besonders schwer wiegt aber ein anderer Einwand: Wenn nur jeder zweite Hausarzt die Voraussetzungen erfüllt und auch von denen nur ein Teil mitmacht, steht die Mehrheit der eigenen Klientel abseits.
Kein Wunder - vergleicht man die ständigen Klagen über zu viel Bürokratie und Gängelung mit den Qualitätsanforderungen des Vertrags: Teilnahme an vier Qualitätszirkeln pro Jahr und weiteren Fortbildungen, an allen DMP-Programmen, Verpflichtung zur evidenzbasierten Leitlinien-Behandlung, Nachweis geriatrischen Basisassesments, Wartezeitbegrenzungen und Früh-, Abend- oder Samstags-Sprechstunden.
So wird die in manchen Teilen der Republik schon verzweifelte Suche nach niederlassungswilligem Nachwuchs bestimmt nicht leichter.
Ein beträchtlicher Mehrwert für Patienten - aber wohl ein ebenso großer Zusatzaufwand für Hausärzte.
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