Nach Verlängerung
Söder erwägt Lockdown-Verschärfung, Hans mahnt zur Geschlossenheit
Der Teil-Lockdown bleibt zunächst bis 10. Januar, die Kakofonie der Länderchefs hält an. Ex-BÄK-Chef Montgomery plädiert unterdessen dafür, den Skiurlaub ausfallen zu lassen.
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Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, am Mittwochabend nach den Beratungen der Länderchefs mit der Bundeskanzlerin. Er stellte die Frage, ob der „Halbschlaf“ des Teil-Lockdowns ausreiche.
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Berlin. Angesichts anhaltend hoher Corona-Zahlen wird der Teil-Lockdown bis zum 10. Januar verlängert. Das haben Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten der Länder bei ihren Beratungen am Mittwoch beschlossen. „Im Grundsatz bleibt der Zustand, wie er jetzt ist“, sagte Merkel.
Die Kanzlerin sagte, Deutschland sei in der Corona-Pandemie noch „sehr weit entfernt“ von Zielwerten. Man habe eine sehr hohe Zahl von Todesopfern zu beklagen. Dies zeige, welche Verantwortung Bund und Länder hätten. Erreicht werden solle ein Wert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen, bekräftigte Merkel.
Höchste Zahl an Todesfällen bisher
Die Gesundheitsämter hatten dem Robert Koch-Institut (RKI) am Mittwoch binnen 24 Stunden 487 Todesfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet. Das ist der höchste Tageswert seit Beginn der Pandemie. Zudem stecken sich in Deutschland nach wie vor vergleichsweise viele Menschen mit dem Virus an. Es gab in den vergangenen Tagen zwar einen leichten Rückgang der Neuinfektionen, der erhoffte Effekt des Teil-Lockdowns blieb aber bislang aus.
Vor diesem Hintergrund plädierte Professor Frank Ulrich Montgomery dafür, „dieses Jahr das Skifahren ausfallen zu lassen“, sagte das Vorstandsmitglied des Weltärztebundes. Es sei „gefährlich und fahrlässig“, die Lifte zu öffnen, betonte der frühere Präsident der Bundesärztekammer am Donnerstag im ZDF-Morgenmagazin. Das Ansteckungsrisiko sei nicht nur beim Apres-Ski, sondern auch beim Anstehen an den Liften zu hoch. Loipen für Langläufer und Tourengänger zu öffnen, sei dagegen in Ordnung, so Montgomery.
Matthias Stauch vom Vorstand der Zugspitzbahn warnte vor negativen Konsequenzen einer Schließung der Skigebiete in den Alpen. „Die Großstädter aus den Regionen um München und Augsburg werden in die Skigebiete kommen und dann völlig unkontrolliert die Natur bevölkern“, sagte Stauch. Das werde zu mehr Friktionen führen als ein organisierter Skibetrieb. Es sei zudem nicht klar, warum in Baden-Württemberg die Lifte fahren dürften und in Bayern nicht.
Söder bringt Verschärfung des Teil-Lockdowns ins Spiel
Unterdessen hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) eine mögliche weitere Verschärfung des Teil-Lockdowns angedeutet. Man werde in den kommenden Wochen überlegen müssen, ob die bisherigen Anti-Corona-Maßnahmen von Bund und Ländern reichen, sagte Söder. „Die Frage ist, ob wir das Land die ganze Zeit in dieser Art von Halbschlaf halten können – oder ob wir nicht irgendwann noch mal überlegen müssen, an einigen Stellen sehr deutlich und konsequent tiefer heranzugehen“, sagte er.
Saar-Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) mahnte nach der Verlängerung des Teil-Lockdowns bei seinen Länderkollegen Geschlossenheit an. „Die Menschen erwarten bei allen regionalen Unterschieden, dass wir bundesweit vergleichbare Regelungen für den Umgang mit der Corona-Pandemie treffen“, sagte Hans. „Was wir jetzt mit am dringendsten brauchen, ist Geschlossenheit: Je mehr wir mit einer Stimme sprechen, desto höher ist die Akzeptanz der Maßnahmen.“ (dpa/af)