Soll es Diamorphin auf Kassenrezept geben?
Der Streit um die Überführung des Diamorphinmodells in die GKV-Regelversorgung geht in die heiße Phase: Abgeordnete von SPD, Grünen, FDP und der Linken haben im Bundestag einen entsprechenden Antrag eingebracht. Die Union stemmt sich dagegen.
Veröffentlicht:BERLIN. Lange haben die Befürworter einer Überführung des Diamorphinmodells in die GKV-Regelversorgung auf diesen Tag warten müssen: Am Donnerstag befasste sich der Bundestag in erster Lesung (bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) mit der Frage, ob die Heroinsubstitution durch den Ersatzstoff Diamorphin für eine begrenzte Zahl von Patienten von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden soll. Vorausgegangen war ein jahrelanger Streit innerhalb der großen Koalition (wir berichteten).
Etwa 250 Abgeordnete von SPD, Grünen, FDP und Linken haben sich einem entsprechenden Antrag angeschlossen. Die SPD-Gesundheitspolitikerin Carola Reimann, eine der Initiatorinnen des fraktionsübergreifenden Antrags, rechnet für den Fall eines Erfolgs des Antrags mit einer Abgabe von Diamorphin an 1000 bis 2500 Abhängige unter ärztlicher Aufsicht.
Der Koalitionspartner ist in dieser Frage hingegen tief gespalten: Während fast alle unionsregierten Länder bereits seit 2007 für eine kontrollierte Abgabe auf GKV-Rezept plädieren, ist die Union im Bundestag strikt dagegen. Derzeit reichten die Erkenntnisse aus dem Diamorphin-Modellprojekt noch nicht aus. Bis zu 80 000 Opiatabhängige, rechnet die Union vor, könnten so "Heroin auf Rezept" erhalten. Stattdessen plädieren CDU und CSU für eine Fortführung und Ausweitung des Modellversuchs. Für die "Ärzte Zeitung" stellen Harald Terpe von den Grünen und Annette Widmann-Mauz von der Union ihre konträren Standpunkte vor.
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