Internationale Kooperation
Spahn: „Wir können von Israel viel lernen“
Deutschland und Israel starten ein gemeinsames Programm zur Förderung von Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen. Erstes Projekt ist eine Analyse von Kassendaten.
Veröffentlicht:Berlin. Deutschland und Israel werden in den kommenden drei Jahren gemeinsam an der Digitalisierung ihrer Gesundheitswesen und der Nutzung von künstlicher Intelligenz arbeiten.
Das am Donnerstagnachmittag gestartete „Deutsch-Israelische Forum für Künstliche Intelligenz“ (GIHF-AI) solle dazu dienen, das nötige Vertrauen in Digitalisierung und Künstliche Intelligenz und einen Regulierungsrahmen zu schaffen sowie nutzbringende Anwendungsgebiete zu identifizieren, betonten Vertreter beider Regierungen bei der Auftaktveranstaltung in Berlin.
Israel boostert schon seit Monaten
Israel als Partner ist gut gewählt. Das Land hat bereits im Juli mit Auffrischungsimpfungen begonnen. Erste Auswertungen von Daten zeigten, dass sich dreimal Geimpfte weniger häufig mit Corona infizierten als nur doppelt Geimpfte, berichten Medien.
„Wir können von Israel lernen“, sagte der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Donnerstag. Auch sonst sei das Land bei technischen Entwicklungen meist vorne mit dabei.
Real-World-Daten aus Israel
Mit Booster-Impfung sinkt das Risiko für Impfdurchbrüche erheblich
Um von künstlicher Intelligenz profitieren zu können, seien die Daten nur eines Landes nicht genug. Menschen, Waren und sogar Viren könnten Grenzen überschreiten, Gesundheitsdaten nicht, machte Spahn auf bestehende Forschungshindernisse aufmerksam. Es müsse daher Bürokratie abgebaut werden, um die Vorteile der Digitalisierung zu den Menschen zu bringen.
Horowitz: Impflücken entstehen in Armut
Spahns israelischer Kollege im Amt, Nitzan Horowitz (Meretz Party) betonte, dass ein starkes öffentliches Gesundheitssystem für Staaten der Schlüssel sei, sich vor Epidemien zu schützen. Israel sei am Ende der vierten Welle angelangt, es könnten aber weitere Varianten des Coronavirus auftauchen, mahnte Horowitz.
Er verwies darauf, dass die Impflücken in den Gesellschaften nicht entlang ideologischer Argumentationslinien entstünden, sondern entlang der sozio-ökonomischen Ungleichheiten. Sein Land investiere „dramatisch“ in arme Regionen, weil dann die ganze Gesellschaft profitiere.
Alle Beteiligten in den beiden Gesundheitssystemen sollen über die neue Plattform zusammengebracht werden, kündigte Spahns Mann fürs Digitale, Dr. Gottfried Ludewig, an. In einem ersten Schritt sollen demnach die Krankenkassen beider Länder in die Analyse von Gesundheitsdaten einsteigen.
Digitalisierung bringt keine schnelle Rendite
In digitale Lösungen zu investieren, bringe keine unmittelbare Rendite, warnte Dr. Asher Salmon vor zu hohen Erwartungen auf schnelle Ergebnisse. Zudem warb er für ein bestimmtes Verständnis von Digitalisierung. Es reiche nicht, nur Dateien in einen Rechner einzuspeisen. Man müsse gleichzeitig lernen, wie Patienten von Daten profitieren könnten.
Auf der Agenda des Kooperationsprojektes stehen in den kommenden 36 Monaten neun Runde Tische, drei Konferenzen pro Jahr und drei Berichte. Die Themen lauten: „Kommunikation und Vertrauen“, „Regulierung“ und „Technologie und Sicherheit“.