Studie vorgestellt
Spahn und Giffey: Kinder sind keine Corona-Infektionstreiber!
Familienministerin Giffey und Gesundheitsminister Spahn wollen verhindern, dass Kitas wegen Corona erneut flächendeckend geschlossen werden. Kinder hätten ein Recht auf Erziehung und Bildung – auch seien sie keine Treiber der Infektionen.
Veröffentlicht:Berlin/Mainz. Kinder gehören laut Bundesfamilienministerin Dr. Franziska Giffey nicht zu den Infektionstreibern in der Pandemie. Seit Ausbruch der Corona-Krise hätten Kindergärten und Kinderhorte dem Robert Koch-Institut 79 Infektionsausbrüche gemeldet, berichtete Giffey (SPD) am Freitag vor Journalisten.
Giffey verwies zudem auf Ergebnisse der vom Familien- und vom Gesundheitsministerium initiierten Corona-Kita-Studie. Teil der Studie ist auch ein Kita-Register. Kitas und Erzieher können dort Angaben zur Inanspruchnahme von Betreuungsangeboten und zum Infektionsgeschehen machen.
12.000 Rückmeldungen aus Kitas
Laut Familienministerium haben bislang knapp 12.000 Kitas und Erzieher Rückmeldung gegeben. Seit Mitte März berichtete demnach nur knapp ein Prozent der Kindertageseinrichtungen über einen tatsächlichen Infektionsfall. Weniger als ein Prozent der Einrichtungen gab an, dass die Einrichtung Corona-bedingt geschlossen werden musste.
Während zu Beginn der Pandemie tendenziell ganze Einrichtungen dichtgemacht worden seien, hätten zuletzt Gruppenschließungen überwogen, heißt es in der Studie weiter. Die bundesweit etwa 56.000 Kitas stellten „keine Infektionsherde“ dar, kommentierte Giffey die Zahlen.
Die Bundesregierung wolle weiter „alles dafür tun, dass flächendeckende Schließungen von Bildungs- und Betreuungseinrichtungen vermieden werden können“, so Giffey. Derartige Schließungen dürften nur „allerletztes Mittel“ sein.
Kinder hätten ein Recht auf Erziehung und Bildung, müssten aber auch vor Infektionen geschützt werden. „Es geht immer um eine Abwägung zwischen dem Kinderschutz und dem Gesundheitsschutz“.
„Läuft sehr gut in den Kitas“
„Es läuft sehr gut in den Kitas, das ist definitiv eine Erfahrung der letzten Wochen“, sagte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Im Frühjahr habe es „gute Gründe“ gegeben, Kitas und Schulen in den Notbetrieb zu setzen oder ganz zu schließen, „nicht zuletzt um die Kinder vor Infektionen zu schützen, aber auch um ein mögliches Verbreiten durch den Kindergarten zu verhindern“, betonte Spahn. Heute wisse man mehr.
Die Studie liefere Belege, dass die Kitas nicht zu den Treibern der Pandemie gehörten, so Spahn. Bei Kleinkindern bis fünf Jahren gebe es eine unterdurchschnittliche Zahl an Infizierten und bei jüngeren Menschen überdurchschnittlich „sehr, sehr milde Verläufe“.
Kinder hätten ein Recht auf Bildung, betonte auch Spahn. Die „klare Priorität“ von Bund und Ländern sei daher, dass Kitas und Schulen „im Regelbetrieb bleiben“.
Empfehlung für Grippeimpfung
Mit Blick auf steigende Infektionszahlen sagte Spahn, die Gesellschaft sei „dem Coronavirus nicht machtlos ausgeliefert“. Es gebe Instrumente im Alltag, um Infektionsrisiken zu minimieren. „AHA-Regeln machen einen Unterschied. Sie mögen banal sein, sie sind aber sehr, sehr wirksam“.
Erzieher sollten sich gegen Grippe impfen lassen, ermunterte Spahn. Die Ständige Impfkommission empfehle die Impfung für die Berufsgruppe, die Kassen trügen die Kosten.
Zuvor hatte auch die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Dr. Stefanie Hubig (SPD), bei einer Presseunterrichtung in Mainz erklärt, die neuerliche Schließung von Schulen sei unbedingt zu vermeiden. Die Schule sei „Lern- und Lebensort“ für junge Menschen. Präsenzunterricht sei für Schüler, Lehrer und Eltern wichtig, betonte die rheinland-pfälzische Bildungsministerin.
Klassenzimmer gut durchlüften
Schulen seien keine Treiber der Pandemie, betonte auch Hubig und verwies auf ihr Bundesland. Von den rund 565.000 Schülern und Lehrern in Rheinland-Pfalz seien zuletzt 110 Menschen mit Corona infiziert gewesen.
Regelmäßiges Lüften der Klassenzimmer bleibe neben dem Einhalten von Hygiene- und Abstandsregeln das „A und O“, um Schüler und Lehrer vor einer Infektion zu schützen. Bei erhöhter regionaler Inzidenz sei Maskenpflicht im Unterricht auch für weiterführende Schulen angezeigt.