Migranten-Versorgung

Sprache bleibt die höchste Barriere

Die Qualität der Gesundheitsversorgung von Migranten hängt wesentlich von der Verständigung ab. Doch die Sprachbarriere ist oft schwer zu überwinden.

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HANNOVER. Eine funktionierende Gesundheitsversorgung von Migranten ist der beste Weg zur Integration. Das sagt Ramazan Salman, Geschäftsführer des ethnomedizinischen Zentrums in Hannover, der "Ärzte Zeitung".

Salman begrüßte den Auftakt zu dem von der Bundesregierung angeregten Schwerpunktjahr "Gesundheit in der Einwanderungsgesellschaft". "Neben Bildung und Arbeit ist die Gesundheit das größte Handlungsfeld der Integration", so Salman.

Wenn auch in der Gesundheitsversorgung die Chancen gerecht verteilt werden, dann könne Deutschland demonstrieren, dass es eine funktionierende Demokratie bietet, in der es sich zu leben und zu arbeiten lohne.

MHH mit Migranten-Sprechstunde

Vielerorts werde in der Versorgung bereits auf Migranten Rücksicht genommen. So böten vor allem konfessionelle Krankenhäuser Räume an, in denen Muslime ihre gestorbenen Angehörigen nach den Vorschriften ihrer Religion waschen können.

Die Medizinische Hochschule Hannover etwa organisiert in der Kinderklinik eigene Sprechstunden für Migranten inklusive Dolmetscher.

Gute Erfahrungen machten Migranten vor allem in den Hausarztpraxen, so Salman. "Aber Hausärzten fehlt oft die Unterstützung, um zum Beispiel Dolmetscher bezahlen zu können."

Auch die MHH zahlt die Migranten-Sprechstunde aus eigener Tasche, sagt eine MHH-Sprecherin. Viele Hausärzte haben inzwischen Russisch oder Türkisch sprechende MFAs eingestellt, um besser auf ihre Patienten eingehen zu können.

In manchem großen Krankenhaus indessen müsse man jahrelang darum bitten und bekomme doch keinen Raum, obwohl dort mitunter 35 Prozent der Betten mit Migranten belegt seien. "Aber die Klinikleitungen sind nicht bereit, einen interreligiösen Gebetsraum einzurichten." Dabei seien Kliniken die wahren "Meltingpots". Beispiel MHH: Die 9300 Mitarbeiter stammen aus 78 Nationen.

Mangelhafte Aufklärung

Besonders die Sprachbarriere behindere die Versorgung von Migranten. "Und das muss nicht sein", so Salman. Statt auf Sprachkenntnisse zu pochen, setzt er auf Dolmetscher wie in Skandinavien.

Mangelhaft sei nicht selten auch die Aufklärung ausländischer Patienten vor Operationen. "Ein Zettel auf Türkisch mit der Bitte um eine Unterschrift genügt nicht!" In manchen Großstadtkrankenhäusern sind 60 Prozent der werdenden Mütter Türkinnen, "aber einen Geburtsvorbereitungskurs auf Türkisch gibt es nicht."

Es sei "respektlos", wenn man nicht zu 100 Prozent auf die vielen Migranten unter den Patienten eingehe. Allerdings wolle er "nicht der Migrant sein, dem man Gefälligkeiten erweist", so Salman.

Vielmehr zeige sich die Kraft der Demokratie darin, dass Institutionen wie Schulen, Gesundheitsämter oder Krankenhäuser dem politischen Willen nach mehr Integration folgen. (cben)

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