OECD

Stationäre Versorgung in Deutschland gerüffelt

In einer Konferenz in Berlin nehmen Gesundheitsminister Bahr, die OECD und andere Experten die Versorgung in deutschen Kliniken unter die Lupe. Im Vorfeld wurde deutlich: Die Fallzahlen sind zu hoch. Und: Die OECD sieht manches besorgniserregend.

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Operationen finden in Deutschland häufiger statt als in anderen europäischen Staaten.

Operationen finden in Deutschland häufiger statt als in anderen europäischen Staaten.

© Davorin Wagner / www.art-of-surgery.com

BERLIN/PARIS. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat sich kritisch in einem Papier mit der stationären Versorgung in Deutschland auseinandergesetzt.

Deutschland verfüge über Institutionen und die nötigen Daten, um stärker die Menge der erbrachten stationären Leistungen zu regulieren - tue es aber nicht, heißt es in der Studie "Managing Hospital Volumes - Germany and experiences from OECD-Countries".

Klinik-Leistungen stark gestiegen

Der relativ leichte Zugang für Versicherte zu Krankenhausleistungen sei eine Stärke des deutschen Gesundheitssystems. Doch die überdurchschnittlich steigende Zahl an Patienten-Entlassungen und die starken Schwankungen auch innerhalb Deutschlands seien "Grund zur Besorgnis".

Die Summe der Klinik-Leistungen ist zwischen 2005 und 2010 in Deutschland um 1,9 Prozent pro Jahr gestiegen - im OECD-Schnitt um 0,3 Prozent.

Damit würden Fragen drängender, ob diese Leistungen stets medizinisch angemessen seien. Allenfalls ein Drittel der Mengendynamik könne mit der demografischen Alterung erklärt werden.

Bei mehreren Behandlungsanlässen nimmt Deutschland bei der Häufigkeit die Plätze 1 bis drei im OECD-Vergleich ein, so bei Hüft- und Knieendoprothesen, bei brusterhaltenden Operationen, bei perkutanen Koronarinterventionen oder Bypass-OPs.

Niederlande und Frankreich könnten Vorbilder sein

Als einen Grund für die Mengenentwicklung sehen die Autoren, dass die Fallpauschalen ausschließlich als Instrument zur Preissteuerung genutzt werden. Andere OECD-Staaten dagegen setzten auf ein Bündel von Werkzeugen, um Einfluss auf Krankenhausbudgets zu nehmen.

Anders als in anderen Ländern habe eine prospektive Budgetplanung im stationären Sektor in Deutschland aber keine Tradition, schreiben die Autoren.

Die Niederlande und Frankreich könnten als Beispiele dienen, dass eine aktive Regulierung von Preisen und Mengen nicht den Zugang von Patienten zu Klinikleistungen erschwere.

Zwar sei Deutschland mit führend bei der Generierung von Daten zur Behandlungsqualität. Angesichts der Mengenentwicklung benötigten Politiker aber einen "systematischeren Ansatz", um herauszufinden, ob Versicherte mehr behandelt werden, als medizinisch wünschenswert ist.

In Regionen mit überdurchschnittlichen Leistungszahlen sollten Politiker erwägen, Krankenversicherungen das selektive Einkaufen von bestimmten Behandlungen zu erlauben.

Die OECD-Expertise soll am Donnerstag im Rahmen einer Tagung zum Thema "Mengenentwicklung im Krankenhausbereich" diskutiert werden. Diese wird gemeinsam OECD und Bundesgesundheitsministerium in Berlin ausgerichtet. (fst)

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