Sterbende spiritueller behandeln

Ärzte müssen in der Behandlung von Sterbenskranken umdenken, fordern Palliativmediziner. Für sie steht fest: Die Lebensqualität des Patienten hängt nicht nur von der körperlichen Gesundheit ab.

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Die Lebenserwartung von sterbenskranken Patienten kann durch eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung um drei Monate gesteigert werden, hieß es auf dem Symposium.

Die Lebenserwartung von sterbenskranken Patienten kann durch eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung um drei Monate gesteigert werden, hieß es auf dem Symposium.

© klaro

BERLIN (sun). Weniger Depressionen, höhere Lebensqualität, weniger aggressive Therapien am Lebensende - zudem werden Kosten gespart: Sterbenskranke Patienten sollten frühzeitig in eine spezialisierte ambulante Palliativversorgung eingebunden werden.

Das ist ein Fazit des Symposiums "Evidenz und Versorgung in der Palliativversorgung" der Bundesärztekammer (BÄK) in Berlin. Die Veranstaltung fand zum Gedenken an Professor Jörg-Dietrich Hoppe statt, der im vergangenen November nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben ist.

Hoppe war bis zu seinem Tod Ehrenpräsident des Ärztetages und der Bundesärztekammer sowie Kammer-Chef in Nordrhein. Hoppe sei ein Vorkämpfer für die Palliativmedizin gewesen, sagte BÄK-Chef Dr. Frank Ulrich Montgomery anlässlich des Symposiums.

Nach wie vor sei die Palliativmedizin eine Aufgabe aller Ärzte, ergänzte Professor Gian Borasio von der Universität Lausanne. Besonders aber die spezialisierte ambulante Palliativversorgung steigere die Lebenserwartung der Patienten um drei Monate.

Allerdings sollten die Ärzte umdenken: Der Fokus der Behandlung sollte nicht ausschließlich auf den körperlichen Symptomen liegen. "Eine fortschreitende Erkrankung muss nicht unbedingt eine schlechtere Lebensqualität bedeuten", betonte Borasio.

Die Gesunden können von den Sterbenden lernen

Die Versorgung müsse sich daher viel mehr Richtung spiritueller und psychosozialer Betreuung der Patienten verschieben. Palliativärzte sollten vor allem zuhören. Zudem sollte die Familie in diese Versorgung einbezogen werden.

Das sei vor allem bei Familien mit sterbenskranken Kindern wichtig, ergänzte Professor Monika Führer, Leiterin der Koordinationsstelle Kinderpalliativmedizin in München. Eine entsprechende Versorgung mit multiprofessionellen Teams entlaste die Eltern erheblich.

Allerdings bleibe oftmals noch zu wenig Zeit für die Geschwister. Das müsse noch ausgebaut werden, forderte Führer.

Studien belegen, dass sich die Werte der Patienten zum Lebensende hin verschieben. "Die altruistischen Werte sind den Menschen wichtiger als selbstbezogene", so Borasio. Hier könnten die Gesunden noch viel von den Sterbenden lernen.

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