DGIM und DGCH

Task-Force Transplantationsmedizin gegründet

Veröffentlicht:

WIESBADEN. Um in Deutschland Prozesse und Qualität von Organspenden zu verbessern, haben die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizindie (DGIM) und die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) eine "Task-Force Transplantationsmedizin" gegründet.

Ziel sei es, dass Transplantationen zu jeder Zeit transparent und noch erfolgreicher verlaufen und geltenden Standards entsprechen, teilt die DGIM mit. Zudem sollten Patienten bestmöglich davon profitieren und Ärzte anhand messbarer Kriterien, die dem aktuellen Stand der Wissenschaft angepasst sind, nachvollziehbare Entscheidungen treffen können.

Das Gremium wird Richtlinien und Standards für die Vergabe und den Umgang mit Spenderorganen erarbeiten. "Klarer Konsens und wichtige Maßgabe ist, dass wir über Transplantationen künftig immer interdisziplinär entscheiden", betonte DGIM-Vorsitzende Professor Elisabeth Märker-Hermannaus Wiesbaden.

Denn beide Disziplinen begleiten eine Organspende in der Regel gleichermaßen intensiv: Der Internist behandelt den Patienten lückenlos vor und nach der Operation. Der Chirurg führt die Transplantation durch und ist damit in die Therapie entscheidend eingebunden.

Als wissenschaftliche Fachgesellschaften sähen DGIM und DGCH es als ihre Aufgabe an, objektive, messbare und bundesweit geltende Parameter nach aktuellem Wissensstand weiter zu entwickeln, heißt es in der Mitteilung.

Dringlichkeit und Aussicht auf Erfolg einer Transplantation bestimmten den Vorgang wesentlich, wird DGCH-Generalsekretär Professor Hans-Joachim Meyer aus Berlin in der Mitteilung zitiert: "In ethisch und medizinisch derart komplexen Fragen benötigen die behandelnden Ärzten klare, nachvollziehbare Vorgaben und Entscheidungskompetenzen."

Diese müssten noch vor einer übergeordneten Überwachung durch Bundesärztekammer und Politik gelten.Ein Maß für den Schweregrad einer Lebererkrankung etwa ist der sogenannte "labMELDScore", der sich aus mehreren Laborwerten zusammensetzt.

Je höher der MELD-Score, desto höher das Risiko, innerhalb der nächsten drei Monate zu sterben. Eindeutige Regeln fordert die DGIM auch für Patienten mit Leberzellkrebs oder bei alkoholinduzierter Lebererkrankung sowie bei der Labordiagnostik.

"Ein Problem ist, dass messbare Kriterien wie diese wegen Ausnahmeregelungen immer wieder außer Kraft gesetzt werden", bedauert Professor Ulrich R. Fölsch, Generalsekretär der DGIM aus Kiel, in der Mitteilung.

Auch die organisatorische Seite gelte es zu vereinheitlichen: Daten müssten sicher und vollständig übertragbar sein, um die Transparenz zu verbessern.

Die Task-Force fordert deshalb eine lückenlose schriftliche Dokumentation sämtlicher Schritte des Transplantationsvorgangs: "Von der Anzeige für eine Transplantation bis zur Zuteilung des Organs müssten Internisten und Chirurgen interdisziplinär zukünftig noch enger zusammenarbeiten", betont Professor Karl-Walter Jauch, Präsident der DGCH aus München.

Um ärztliche Qualität zu sichern, wird das Gremium seine Vorschläge auch in die Novelle der ärztlichen Weiterbildungsordnung einbringen.

Die Task-Force Transplantationsmedizin ist paritätisch besetzt: Jeweils fünf Experten von DGIM und DGCH gehören ihr an, außerdem ein Repräsentant der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) und ein Medizinethiker. (mal)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Mediensucht, Depressionen, HPV-Impfung

DAK baut Vorsorgeangebot in Kinder- und Jugendarztpraxen aus

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter

Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Husten und symbolische Amplitude, die die Lautstärke darstellt.

© Michaela Illian

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung