Honorar in Hessen

Tiefe Gräben zwischen KV und Kassen

Die Honorarverhandlungen in Hessen sind gescheitert. Die KV gibt sich kämpferisch – und kündigt ihren Mitgliedern harte Zeiten an.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:
Tiefe Gräben zwischen KV und Kassen

© Fotolia/Kelly Marken

FRANKFURT/MAIN. Niedergelassene Ärzte in Hessen werden in den kommenden Tagen Post von ihrer KV erhalten. "Wir werden unsere Mitglieder darüber informieren, dass die Honorare 2017 insoweit unter Vorbehalt stehen, dass Rückzahlungen drohen könnten", kündigte KV-Chef Frank Dastych an. Zeitgleich bereite die KV den Anruf beim Schiedsamt vor, erklärte er nun vor Journalisten.

Hintergrund sind die gescheiterten Honorarverhandlungen im Land. Der Streit entzündet sich vor allem an der Konvergenzregelung, also der Angleichung der Honorare an den Bundesdurchschnitt. Nach Paragraf 87a SGB V ist diese Anpassung nur einmalig in diesem Jahr möglich, was das Thema so brisant macht

 Laut KV sind die zuletzt geforderten 300 Millionen Euro Plus nötig, um bundesweit "ins Mittelfeld der Honorare" zu rücken. Gegenüber steht weiterhin das Angebot der Kassen, welches eigenen Angaben zufolge eine Steigerung der letztjährigen Honorarsumme (2,6 Milliarden Euro) von "deutlich über 40 Millionen Euro" beinhalte.

Entscheidung wohl im Spätherbst

Es war eine sachliche Auseinandersetzung auf niedriger Ebene.

Frank Dastych, KV Hessen

KV-Chef Dastych gibt sich kämpferisch. "Für die hessischen Ärzte könnte die Situation aber zur Hängepartie werden, die zwei bis zweieinhalb Jahre dauert", warnt er. Frühestens im Spätherbst sei mit einer Entscheidung des Schiedsamts zu rechnen.

"Wir werden uns nicht mit Brotkrumen abspeisen lassen", kündigt Dastych bereits an. Auch mögliche nächste Schritte, etwa der Gang zu Landes- und Bundessozialgericht, würden "mehr als intensiv geprüft" werden.

Die KV beharrt auf dem nötigen Strukturzuschlag. "Wir haben wesentlich höhere Kosten – Mieten, Löhne, Nebenkosten – als Kollegen etwa in Mecklenburg-Vorpommern", so Dastych. Vorstandsvize Dr. Eckhard Starke betonte darüber hinaus Auswirkungen auf die Gewinnung ärztlichen Nachwuchses für das Land.

Besonders in den Grenzregionen zu Bayern oder Thüringen beobachte die KV bereits heute einen zunehmenden Wettbewerbsnachteil im Vergleich zu den Nachbarn. "Heute bleibt niemand mehr unbedingt in Hessen, nur weil hier die Heimat ist", so Starke.

"Derart überzogene Forderung"

Die Kassen hingegen betonen den vergleichsweise guten Gesundheitszustand und junges Alter der Hessen. Als Reaktion auf die "derart überzogene Forderung" der KV wollte die GKV die Honorarsumme für das Jahr 2017 zuletzt um fast 50 Millionen Euro im Vergleich zum Jahr 2016 absenken, bestätigte Meinhard Johannides, Sprecher des hessischen Verbands der Ersatzkassen (vdek), auf Anfrage.

Völlig konträr sind im hessischen Honorarstreit nicht nur die inhaltlichen Forderungen, sondern auch die Wahrnehmungen bezüglich der bisherigen Verhandlungsrunden. Während die KV eine "totale Verweigerungshaltung" der Kassen kritisiert und einen "Konsens-Modus" lediglich am ersten Verhandlungstag Ende Januar beobachtet habe, sieht die Kassenseite das völlig anders.

Die Gespräche seien bis zum letzten Treffen "konstruktiv und einigungsorientiert" gewesen, erklärt Johannides. Ein Eindruck, den Vertreter verschiedener hessischer Krankenkassen im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung" bestätigen.

Vor dem Schiedsamt haben die beiden Seiten bereits Erfahrung: Zuletzt musste es vor vier Jahren über die Honorare entscheiden; danach – zumindest hierin ist man sich einig – hatte sich das Verhältnis in der Zwischenzeit verbessert.

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