Auf der Rückbank zwei Familien
Ukraine-Krieg: Wie ein Cottbusser Arzt Flüchtlinge nach Deutschland brachte
Mit dem Kleinbus zur Grenze: Ein Orthopäde und Landtagsabgeordneter wollte wegen des Kriegs in Europa etwas unternehmen – und wurde spontan zum Flüchtlingshelfer für Ukrainer.
Veröffentlicht:Potsdam/Cottbus. Der Cottbuser Orthopäde und CDU-Politiker Professor Michael Schierack ist am Wochenende mit einem Kleinbus aufgebrochen, um die dort ankommenden Flüchtlinge mit Hilfsgütern zu unterstützen. „Als ich am Donnerstag und Freitag die Bilder vom Krieg in der Ukraine gesehen habe, hat das bei mir den Impuls ausgelöst: Irgendetwas musst du tun“, sagt Schierack, der in der Stadt im Südosten Brandenburgs niedergelassen ist.
„Ich habe dann erst einmal meine Friseurin gefragt, die aus der Ukraine stammt.“ Sein Wahlkreisbüro habe sich bei Ukrainern an der Universität erkundigt, auch die Caritas und den „Cottbuser Aufbruch“ habe er angesprochen.
„Am Samstag früh kam dann der Anruf, dass zwei junge Frauen nach Deutschland wollten“, sagt Schierack. Er habe daraufhin seinen Vito vollgeladen und sei mit einem Sozialarbeiter aus Cottbus zur Grenze in der Region Lemberg gefahren.
Supermarkt freigeräumt
„Da war alles chaotisch“, berichtet der Arzt. „Wir haben dann von freiwillig helfenden polnischen Jugendlichen erfahren, dass in der Nähe ein großer Supermarkt für die Flüchtlinge freigeräumt wurde.“ Dort habe man die Hilfsgüter aus Cottbus abgeladen.
„Wir haben gleichzeitig die unglaublich große Hilfsbereitschaft der Polen gesehen, die Feldbetten aufgebaut und Wärmedecken bereitgestellt hatten.“ In der Halle hätten Freiwillige mit Pappschildern gestanden, auf denen sie den Menschen einen Weitertransport in andere Teile des Landes anboten. „Wir haben uns dann dazugestellt, und Cottbus/Germany auf unser Pappschild geschrieben“, so Schierack. Ihr Angebot wurde angenommen: Zwei ukrainische Familien nahm der Orthopäde am Ende mit nach Deutschland.
Auf Nachfrage wollte der CDU-Politiker die Situation nicht mit der Ankunft der syrischen Kriegsflüchtlinge vergleichen. „2015 war ich persönlich nicht so engagiert“, sagt Schierack rückblickend. „Weil das jetzt mitten in Europa passiert, habe ich gesagt, hier muss ich helfen.“ Auch die Bereitschaft der Polen, ihre Nachbarn zu unterstützen, habe er als deutlich höher als 2015 empfunden. „Aber das kann gut damit zusammenhängen, dass es hier um einen Konflikt in Europa geht – auch wenn es an der ukrainisch-polnischen Grenze auch Syrer oder Afghanen gibt, die eine Aufenthaltsberechtigung für die Ukraine hatten, und nun ebenfalls vertrieben wurden.“