Kampagne „An Urge to Act“
Urologen fordern umfassende EU-Gesundheitsstrategie für Kontinenz
Da das Risiko für eine Harninkontinenz mit zunehmendem Alter steige, müsse eine verbesserte Kontinenz-Gesundheit besonders auch im Interesse der deutschen Politik liegen, mahnen Deutschlands Urologen.
Veröffentlicht:Hamburg. Die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) unterstützt die neue europaweite Kampagne „An Urge to Act“, die von der European Association of Urology (EAU) initiiert wurde und darauf abzielt, das Bewusstsein und die politische Aufmerksamkeit für Kontinenz-Probleme zu erhöhen und grundlegende Verbesserungen für die Kontinenz-Gesundheit in ganz Europa zu erreichen.
Wie die DGU am Donnerstag mitteilte, bedeute Harninkontinenz für rund 55-60 Millionen Betroffene in Europa den Verlust von Lebensqualität und gesellschaftlicher Teilhabe und verursache im europäischen Raum zudem jährlich Belastungen im hohen zweistelligen Milliardenbereich.
„Analog zu bestehenden europäischen Gesundheitsinitiativen, etwa bei der Krebsfrüherkennung, hält auch die DGU die Entwicklung einer umfassenden EU-Gesundheitsstrategie für Kontinenz für notwendig und ruft die nationalen politischen Entscheidungsträger in Deutschland dazu auf, den Anliegen der Initiative Gehör zu schenken“, sagt DGU-Generalsekretär Professor Maurice Stephan Michel.
Da das Risiko für eine Harninkontinenz mit zunehmendem Alter steige und Deutschland zu den EU-Ländern mit der ältesten Bevölkerung zähle, müsse eine verbesserte Kontinenz-Gesundheit auch im besonderen Interesse der deutschen Politik liegen, so Michel weiter.
69,1 Milliarden Euro Belastungen in allen EU-Ländern im Jahr 2023
Zum Auftakt der Kampagne wurde laut DGU ein sozioökonomischer Bericht veröffentlicht, der die Belastung durch Harninkontinenz in den EU-Ländern im Zeitraum 2023 bis 2030 im Hinblick auf Prävalenz, Gesundheitskosten und Umweltauswirkungen beleuchte. Der Bericht zeige, dass sich die geschätzte wirtschaftliche Belastung durch Harninkontinenz in allen EU-Ländern im Jahr 2023 auf 69,1 Milliarden Euro belaufe.
Hierbei weise Deutschland mit 21,6 Milliarden Euro die größten Kosten in der EU auf. Wenn keine Maßnahmen ergriffen würden, könnte die wirtschaftliche Belastung durch Harninkontinenz um geschätzt 25 Prozent auf 86,7 Milliarden Euro im Jahr 2030 in der EU ansteigen, so die Analyse.
In einem Grundsatzprogramm für politische Reformen formulieren die EAU und ihre zahlreichen Unterstützer notwendige Maßnahmen, um die direkten Kosten und die Belastungen der Patientinnen und Patienten durch Harninkontinenz zu verringern.
Dazu gehörten neben einer evidenzbasierten europäischen Gesundheitsstrategie beispielsweise mehr spezialisierte Gesundheitsdienstleister, nachhaltige Kontinenz-Pflegelösungen und eine bessere Finanzierung der Forschung im Bereich Kontinenz, so die DGU. (eb)