Kommentar zum ÖGD

VKA muss verhandeln

Ärzte im ÖGD wollen ihren eigenen Tarifvertrag. Die kommunalen Arbeitgeber blocken ab.

Christiane BadenbergVon Christiane Badenberg Veröffentlicht:

Die Corona-Pandemie hat den Deutschen drastisch vor Augen geführt, wie wichtig der Öffentliche Gesundheitsdienst ist – und wie schlecht es in unserem Land um ihn bestellt ist. Fast überall ist er unterbesetzt, in manchen Regionen findet sich überhaupt kein Arzt mehr, der diese wichtigen Aufgaben übernehmen will. Dabei ist das Interesse an der Tätigkeit groß, wie auch das Engagement vieler Medizinstudenten gezeigt hat, die sich kurzfristig und unbürokratisch organisiert haben, um in dieser Krisenzeit im ÖGD auszuhelfen.

Für den Ärztemangel im ÖGD gibt es gute Gründe. Einer ist die schlechte Bezahlung im Vergleich mit Ärzten an kommunalen Kliniken. Nach Angaben des Marburger Bundes liegen die Gehaltsunterschiede bei bis zu 1500 Euro im Monat. Weil sich an dieser ungleichen Bezahlung ewig nichts geändert hat, fordern die Ärzte im ÖGD gemeinsam mit dem Marburger Bund schon lange einen eigenen Tarifvertrag, wie es ihn für Ärzte an Unikliniken, kommunalen Krankenhäusern und vielen privaten Klinikkonzernen schon lange gibt. Die Möglichkeit, für die eigene Berufsgruppe spezifische Arbeitsbedingungen und Entgelte auszuhandeln, hat die Situation vieler angestellter Ärzte in den vergangenen Jahren deutlich verbessert.

Die Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände will aber nicht wirklich mit dem MB über Arzt-Tarifverträge verhandeln. Ihre Gründe: Es gibt einen Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst, der auch für Ärzte gilt, und die Kommunen haben schon in Vor-Coronazeiten über leere Kassen geklagt. Fakt ist: Wird sich die Situation der Ärzte im ÖGD nicht ändern, werden sich immer weniger Mediziner für diese Arbeit finden. Das möchte sich in Coronazeiten niemand wirklich vorstellen. Die VKA sollte über ihren Schatten springen und ernsthafte Tarifverhandlungen aufnehmen, und die Politik sollte das mit mehr als warmen Worten unterstützen.

Schreiben Sie der Autorin: christiane.badenberg@ springer.com

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