Informelle Pflege
VdK-Chefin Bentele fordert Bürokratie-Abbau bei Hilfen für häusliche Pflege
Viele Pflegebedürftige nutzten Unterstützungsleistungen nicht, obwohl sie Anspruch darauf hätten, sagt VdK-Präsidentin Bentele. Sie fordert weniger Bürokratie bei der Beantragung.
Veröffentlicht:Berlin. Die häusliche Pflege eines Angehörigen oder Freundes ist für viele Bundesbürger alles andere als ein Zuckerschlecken. Unterstützungsleistungen sowohl für Pflegebedürftige wie Pflegende gibt es zwar – werden aber von vielen nicht abgerufen. Darauf hat der Sozialverband VdK hingewiesen. Zuvor hatte der Evangelische Pressedienst (epd) berichtet.
„Viele Pflegebedürftige nutzen Unterstützungsleistungen aus der Pflegeversicherung nicht, obwohl sie einen Anspruch haben“, sagte die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, am Mittwoch der Ärzte Zeitung. Bentele forderte, die Inanspruchnahme der Angebote weniger bürokratisch zu regeln. Wer täglich pflege, habe wohl kaum Zeit, „sich durch komplizierte Anträge zu arbeiten“.
Vielerorts fehlt es an Angeboten
„Derzeit spart die Pflegeversicherung viel Geld, wenn Leistungen nicht beantragt werden“, so Bentele. Zudem fehle es an vielen Orten an passenden Angeboten. Pflegedienste und Plätze in der Tagespflege seien rar oder gar nicht vorhanden.
Der VdK hatte bereits in einer 2022 erschienenen Online-Befragung zur Nächstenpflege festgehalten, dass es in Deutschland zwar einen „bunten Strauß“ an Unterstützungsleistungen bei informeller Pflege gebe. Diese Möglichkeiten würden aber kaum genutzt.
So riefen etwa 80 Prozent der Betroffenen den ihnen zustehenden Entlastungsbetrag nicht ab. 62 Prozent nutzten keinen Pflegedienst. Befragt wurden damals rund 56.000 Bundesbürger – unter ihnen 27.000 pflegende Angehörige und 6.500 Pflegebedürftige.
Politisches Stiefkind – noch immer
Statistiker zählen bundesweit etwa fünf Millionen pflegende An- und Zugehörige – bei insgesamt weit mehr als vier Millionen Pflegebedürftigen. VdK-Präsidentin Bentele kritisierte, die Politik lasse die pflegenden Angehörigen mit vielen Schwierigkeiten allein, obwohl diese den größten Teil der Pflegebedürftigen versorgten.
Die Ampel hat mit dem im Frühjahr 2023 beschlossenen Pflegeunterstützungs- und Entlastungsgesetz (PUEG) Verbesserungen für die häusliche Pflege auf den Weg gebracht. Darunter eine Erhöhung des Pflegegelds um fünf Prozent und die Zusammenführung von Leistungen für Verhinderungs- und für Kurzzeitpflege in einem Entlastungsbudget. Das neue Angebot soll allerdings erst ab Juli 2025 abgerufen werden können.
Bentele betonte, laut Prognosen seien im Jahr 2055 rund 6,8 Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig. „Wenn wir sicherstellen wollen, dass diese auch zukünftig gut versorgt werden, muss die Politik pflegende Angehörige durch einen Pflegelohn finanziell absichern und einen Rechtsanspruch auf einen Tagespflegeplatz schaffen.“ (hom)