Versorgung psychisch Kranker im Fokus
Im Rahmen ihrer Projekte zur Versorgungsforschung hat die Bundesärztekammer eine Studie zur besseren Versorgung psychisch Kranker in Auftrag gegeben.
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Psychische Krankheiten führen im Einzelfall zu langen Arbeitsausfällen. Ein Grund, in Versorgungsforschung zu investieren.
© Bernd Leitner
ROSTOCK/HAMBURG. Die Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Daher plant nun die Bundesärztekammer, verlässliche Ansatzpunkte zu identifizieren, um künftig die Versorgung von Arbeitnehmern mit psychischen Störungen verbessern zu können.
Die Bundesärztekammer hat deshalb der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) ein Forschungsprojekt zuerkannt, in dem Routinedaten von Kostenträgern anonymisiert zusammengeführt werden sollen.
Dabei handelt es sich unter anderen um Versicherte der Deutschen Angestellten Krankenkassen (DAK) und der Deutschen Rentenversicherung Bund.
Analyse der Versorgungssituation
Ziel des Projektes ist es, eine Datengrundlage zu schaffen, die die Versorgungssituation psychisch Kranker über einen Zeitraum von drei Jahren (2005 bis 2007) detailliert beschreibt. Dabei sollen Hinweise auf eventuelle Versorgungsprobleme (Über-, Unter- und Fehlversorgung) aufgedeckt werden.
Anhand der Diagnosen soll ermittelt werden, welche Patientengruppen von welchen Gesundheitsdienstleistern (Hausärzte, Fachärzte, Krankenhaus, Reha-Klinik) behandelt werden. Dabei soll untersucht werden, wie lange die Therapie dauert und welches Ergebnis erzielt wird.
Wichtige Kriterien für die Messung des Behandlungsergebnisses seien etwa die Arbeitsunfähigkeitsdauer oder die stationäre Wiederaufnahmerate, erläutert Projektleiter Professor Wolfgang Gaebel von der DGPPN.
Fast alle psychisch und körperlich erkrankt
Das Berliner IGES-Institut führt zur Zeit die statistischen Analysen zur Versorgungssituation psychisch Erkrankter durch. Erste Ergebnisse zeigen, dass bei knapp 3,3 Millionen der insgesamt zehn Millionen Versicherten der beteiligten Kostenträger eine oder mehrere psychische Erkrankungen oder Auffälligkeiten dokumentiert worden waren.
Für fast alle 3,3 Millionen Betroffenen lag zusätzlich zu einer psychischen Erkrankung gleichzeitig auch eine körperliche Krankheitsdiagnose vor. Etwa sechs Prozent der psychisch Kranken wurden wegen ihres Leidens stationär in einer Klinik aufgenommen.
Mehr als ein Fünftel der Betroffenen war aufgrund einer psychischen Erkrankung zeitweilig arbeitsunfähig. 1,5 Prozent konnten wegen ihrer psychischen Krankheit gar nicht mehr arbeiten und bezogen eine Rente.
Von Bedeutung sind die Daten für die Krankenhausbedarfsplanung der Länder sowie die Versorgungsplanung der Kassenärztlichen Vereinigungen. Auch dezentrale Versorgungsansätze wie Modelle der Integrierten Versorgung sollen von den Ergebnissen profitieren.