Ungewöhnliche Form der Personalsuche

Viel Ironie: Gesundheitsamt wirbt um Mitarbeiter

Auch das Gesundheitsamt Neukölln hat es schwer bei der Personalsuche. Mit viel Ironie garnierte Clips auf Youtube sollen helfen. Die „Ärzte Zeitung“ hat bei den Initiatoren nachgehorcht, was die Ziele sind.

Madlen SchäferVon Madlen Schäfer Veröffentlicht:
Mit den Video-Clips will das Amt auch Personal gewinnen.

Mit den Video-Clips will das Amt auch Personal gewinnen.

© Screenshot ÄZ

Berlin. „Auf dem Amt sitzt man hier so in seinem Sessel, trinkt den ganzen Tag Kaffee, quatscht mit den Kollegen“, erklärt eine Mitarbeiterin vom Gesundheitsamt Neukölln. „Um 12 ist Mittagessen und da geht auch keiner mehr an das Telefon“, sagt Birte, Kinderärztin beim Gesundheitsamt.

Mit diesen Szenen präsentiert sich das Gesundheitsamt Neukölln jetzt auf Youtube. Was zunächst klingt wie eine Satire-Show, ist die erste von insgesamt neun Folgen einer Serie auf Youtube „Typisch Gesundheitsamt Neukölln“. Und auch wenn die erste Episode „Typisch Amt“ anders anmutet, sie möchte mit Vorurteilen gegenüber dem Amt aufräumen.

Typisch Gesundheitsamt Neukölln - Episode 1 „Typisch Amt“

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Mehr als Corona-Fallzahlen melden

„Das Gesundheitsamt wird in der Öffentlichkeit oft als anonyme Masse gesehen“ sagt Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) der „Ärzte Zeitung“. Dies werde speziell zum Teil mit Hinblick an der Kritik der Arbeit des Gesundheitsamtes in der Öffentlichkeit deutlich. Mit den Filmen auf Youtube soll sich das ändern und gezeigt werden, dass die Gesundheitsämter mehr leisten, als nur Corona-Infektionszahlen zu vermelden.

Vor allem soll die menschliche Seite des Amtes gezeigt werden. Im Mittelpunkt der Filme steht deshalb nicht allein die Arbeit des Gesundheitsamtes, sondern die Mitarbeiter. „Bei uns arbeiten unglaublich viele engagierte, spannende und hochqualifizierte Menschen, die ihr Herzblut für die Menschen in diesem Bezirk einsetzen“, sagt Liecke. In den Filmen geht es ehrlich zu: Da ist zum Beispiel Physiotherapeutin Renate. Sie spricht offen darüber, dass es oftmals nicht ganz einfach ist, etwa neue Technik im Gesundheitsamt einzubringen.

Zusätzlich auch ein Podcast

Neben der Darstellung der vielseitigen Arbeit der Menschen hinter dem Gesundheitsamt Neukölln sollen durch die Filme aber auch Bedenken der Bürger abgebaut werden, mit dem Gesundheitsamt Kontakt aufzunehmen. „Wir sind für alle Neuköllnerinnen und Neuköllner da“, versichert Gesundheitsstadtrat Liecke. Das Gesundheitsamt kümmert sich um alle - unabhängig von Einkommen, Bildungsstand, Herkunft oder Anspruchshaltung. Im Amtsdeutsch würde das ‚sozialkompensatorisch‘ genannt werden, erklärt Liecke.

Es ist nicht das erste Mal, dass das Gesundheitsamt in Neukölln neue Wege nutzt. Im Podcast „Feierabendfunk“ berichten Dr. Christine Wagner und Serkan Cetinkaya aus dem Gesundheitsamt über alle neuesten Entwicklungen rund um den Pandemie-Alltag, wie das aktuelle Infektionsgeschehen, Corona-Impfungen für Kinder oder Schnelltests. Der Podcast ist nun für den Kommunikations-Preis BdKom Award nominiert. Der Podcast ist ebenfalls auf dem Youtube-Kanal des Gesundheitsamtes zu finden.

Bei uns arbeiten unglaublich viele engagierte, spannende und hochqualifizierte Menschen, die ihr Herzblut für die Menschen in diesem Bezirk einsetzen.

Falko Liecke (CDU), Leiter der Abteilung Jugend und Gesundheit Bezirksamt Neukölln

Die Youtube-Videos sollen aber auch ein Problem des Gesundheitsamtes lösen. Gerade in Zeiten der Pandemie offenbarte sich dort der Personalmangel besonders. Genau daran soll nun gearbeitet werden. „Wir sehen oft einen großen Mangel an geeigneten Bewerbern. Viele wissen gar nicht, wie vielfältig und erfüllend die Arbeit hier sein kann und wie viele verschiedene Berufsgruppen bei uns zusammenarbeiten und voneinander profitieren“, sagt Falko Liecke.

Bei vielen Menschen stehe ein Job im Gesundheitsamt nicht unbedingt weit oben auf der Wunschliste. Dabei habe die Arbeit im Gesundheitsamt viele Vorteile. „Was mich hierher gezogen hat, ist die Möglichkeit, längerfristig etwas zu verändern“, erklärt Kinderärztin Birte ihre Beweggründe, für das Neuköllner Gesundheitsamt zu arbeiten. Es gehe eben nicht nur darum, einen Schnupfen zu heilen oder Fieber zu senken, sondern die Strukturen generell zu hinterfragen und zu schauen, was man selbst verbessern kann.

Fit für die Zukunft

Außerdem lasse sich die Arbeit im Amt besser mit Kindern und Familie vereinbaren, weiß Zahnärztin Andrea. Sie ist alleinerziehend und hat zwei Kinder. „Es gibt flexible Arbeitszeiten und man hat auch einen krisensicheren Arbeitsplatz“, sagt sie.

Das Gesundheitsamt müsse sich in den kommenden Jahren weiterentwickeln, um in Hinblick auf die Pandemie sowie auf die Folgen einer immer älter werdenden Gesellschaft vorbereitet zu sein, meint Liecke. Hierfür sei eine vertrauensvolle Kommunikation wichtig, so der Gesundheitsstadtrat.

Das Gesundheitsamt Neukölln auf Youtube

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