Berlin
Viele nehmen mehr als fünf Arzneien pro Tag
BERLIN. Rund 774 000 Menschen in Berlin nehmen regelmäßig mehr als fünf Arzneimittel gleichzeitig ein. Das hat die Barmer Landesgeschäftsstelle Berlin / Brandenburg auf Basis des Arzneimittelreports der Krankenkasse hochgerechnet.
Die Kasse warnt vor den damit verbundenen Wechselwirkungen und sieht die Hausärzte in der zentralen Rolle beim Verordnungsmanagement.
Landeschefin Gabriela Leyh appellierte an die Versicherten, ihren Hausarzt über die Einnahme der Medikamente zu informieren.
„Wer mehrere Arzneimittel gleichzeitig einnimmt und bei mehreren Ärzten in Behandlung ist, sollte sichergehen, dass der Hausarzt über alle Verordnungen Bescheid weiß, auch über die Medikamente, die selber rezeptfrei in der Apotheke besorgt werden,“ so Leyh. Der Hausarzt könne eine Risikoeinschätzung vornehmen.
Wenn Patienten bei mehreren Ärzten in Behandlung sind, sei es für den Hausarzt jedoch kaum möglich, den Überblick zu behalten. Verbessern soll das die App Adam, die die Barmer derzeit in Zusammenarbeit mit der KV Westfalen-Lippe, mehreren Universitäten und Fachgesellschaften erprobt (wir berichteten).
Mehr als fünf Medikamente gleichzeitig nehmen in Berlin etwa die Hälfte der Barmer-Versicherten zwischen 65 und 79 Jahren und mehr als zwei Drittel der über 80-Jährigen. Problematisch ist diese Polipharmazie aus Sicht der Barmer-Regionalleiterin aus mehreren Gründen.
So bestehe bei hochaltrigen Patienten das Risiko, dass aufgrund von Sehschwächen oder Vergesslichkeit, Arzneimittel falsch eingenommen werden.
Außerdem sieht Leyh die Gefahr, dass Medikamente ungeprüft weiter verordnet oder eingenommen werden, obwohl keine Indikation besteht oder notwendige Kontrollen ausbleiben. (ami)