Vitamin-Lobby empfiehlt sich als Kostendämpfer

Osteoporose und von ihr verursachte Knochenbrüche belasten Europas Gesundheitssysteme. Bekäme man den Vitamin-D-Mangel in den Griff, könnten gewaltige Summen eingespart werden, meinen Fachleute.

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Mit Vitamin-D-Präparaten im Gesundheitswesen sparen?

Mit Vitamin-D-Präparaten im Gesundheitswesen sparen?

© blacksock / fotolia.com

BRÜSSEL (taf). Vitamin D-Mangel führt zu einer steigenden Zahl von Hüftgelenk- und OberschenkelhalsFrakturen bei älteren Menschen. Die Gefahr, an Osteoporose zu erkranken, trifft vor allem Frauen ab dem 60. Lebensjahr.

Vier Millionen altersbedingte Frakturen ereignen sich alljährlich in der EU. Angesichts zunehmender Lebenserwartung steigt das Risiko Osteoporose bedingter Klinikaufenthalte drastisch, warnt die Internationale Osteoporose Foundation (IOF).

Die Osteoporose-Behandlungskosten beziffert Professor Theodor Sproll von der Dualen Hochschule in Lörrach allein in den alten 17 EU-Ländern auf jährlich rund 25 Milliarden Euro. Bei einer ausreichenden Vitamin D-Versorgung der Bevölkerung veranschlagt der Gesundheitsökonom ein Einsparpotential für das Gesundheitswesen von bis 20 Prozent.

Bereits heute zählt nach seinen Berechnungen, Osteoporose unter den chronischen Erkrankungen zu den höchsten Kostenverursachern. "Die jährliche Inzidenz von Hüftgelenkfrakturen wird sich im Laufe der kommenden Dekade verdoppeln", prognostiziert Sproll. Besonders Frauen seien bereits ab dem 45. Lebensjahr betroffen.

Um Patienten besser zu schützen und Behandlungskosten zu senken, empfiehlt die Altersforscherin und Rheumatologin Professor Heike Bischoff-Ferrari von der Universitätsklinik Zürich eine Vitamin D-Prophylaxe mit einer Tagesdosis von im Mittel 800 Mikrogramm.

Die derzeit von den Gesundheitsbehörden angeratene Tagesdosis liegt bei 200 bis 400 Mikrogramm. Das amerikanische Medizininstitut (IOM) gebe eine Tagesdosis von 600 Mikrogramm für Kinder und Erwachsene und 800 Mikrogramm den Bedarf bei über 70-Jährigen an. Vitamin D stärke auch den im Alter wichtigen Muskelaufbau, so Bischoff-Ferrari.

Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA überprüft derzeit ihre Empfehlungen für die EU-Bevölkerung. Um einen Tageswert von 800 Mikrogramm mit der Nahrungsaufnahme zu erreichen, müsste ein EU-Bürger bis zu 40 Eier täglich essen oder 15 bis 30 Minuten - je nach Hauttyp - Sonne baden.

"Angesichts der Sonneneinstrahlungswerte in Europa übers Jahr gerechnet, könnte nur ein Wochenende pro Monat in Marroko den Vitamin D-Bedarf wettmachen", verdeutlicht Bischoff-Ferrari. Als Alternative bieten sich Vitamin-D-Präparate als Nahrungsergänzungsmittel an, sagt Dr. Manfred Eggersdorfer von DSM in den Niederlanden, dem einzigen Vitamin-D-Hersteller in der EU.

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Kommentare
Dr. Ulrich Zenner 15.04.201113:36 Uhr

Einheiten

Dr. Höbler hat recht: 1 µg Vitamin D = 40 IE.
Besser als blind substituieren ist jedoch den Vit D 25 - Wert zu messen.
Sie werden häufig Werte unter 10 ng/ml finden, insbesondere jetzt gegen Ende des Winters. Achtung, auch hier unterschiedliche Einheiten der Laborwerte: 1 ng/ml Vit D 25 = 2,5 nmol/l.

Hier ein link zum "Vitamin D-Update 2011" am vergangenen Samstag in der Berliner Charité:
http://www.presseanzeiger.de/infothek/gesundheit-medizin/469085.php

Ulrich Zenner, Berlin

Dr. Ulrich Zenner 15.04.201113:35 Uhr

Einheiten

Dr. Höbler hat recht: 1 µg Vitamin D = 40 IE.
Besser als blind substituieren ist jedoch den Vit D 25 - Wert zu messen.
Sie werden häufig Werte unter 10 ng/ml finden, insbesondere jetzt gegen Ende des Winters. Achtung, auch hier unterschiedliche Einheiten der Laborwerte: 1 ng/ml Vit D 25 = 2,5 nmol/l.

Hier ein link zum "Vitamin D-Update 2011" am vergangenen Samstag in der Berliner Charité:
http://www.presseanzeiger.de/infothek/gesundheit-medizin/469085.php

Ulrich Zenner, Berlin

Dietrich Lenk 15.04.201109:27 Uhr

Hinweis schon vor 26 Jahren

In einer Studie des Schwarzwaldsanatoriums von 1985 wurde den stark abnehmenden Vitamingehalt unserer Nahrungsmittel hingewiesen. "Die Welt" berichtete darüber 1997. Getan hat sich leider sehr wenig und die Auswirkungen spüren wir heute. Nicht nur Frauen auch Männer kommen inzwischen häufig mit einem Oberschenkelhalsbruch in die Klinik. Die Zahl derer die durch Folgeerkrankungen verstirbt hat in den letzten Jahren stark zugenommen.
Langsam, sehr langsam nur finden Anbieter von hochwertigen Vitaminen und Mineralstoffen die auf natürlicher Basis hergestellt sind und keine fermentierten oder syntetischen Produkte der Pharmaindustrie sind mehr Beachtung. Auf den Punkt bringt dieses Thema der "Ironman" und Lebenskraft-Experte Slatco Sterzenbach. Seinen tollen Motivationsvortrag findet man auf Youtube.com.
Dietrich Lenk / Berlin

Dr. Heribert Höbler 15.04.201108:58 Uhr

Alles eine Frage der Einheiten

Wie war das noch mit dem Vitamin D?
800 Mikrogramm oder doch Internationale Einheiten?
Es sollte hierbei berücksichtigt werden, dass 800 Mikrogramm Vitamin D immerhin 32.000 Internationalen Einheiten entspricht. Gemeint war hier wohl eher letzteres, denn auch die DVO gibt in ihren aktuellen Leitlinien zur Osteoporose 800 bis 2.000 Internationale Einheiten als erstrebenswerte Vitamin D3-Aufnahme an. Dies entspricht dann einer zwischen 20 und 50 Mikrogramm liegenden täglichen Aufnahme.
Herzliche Grüße an den Autor des Artikels.

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