Verdi, Marburger Bund und EVG
Warnstreiks: Kliniken zeigen sich empört, Praxen arrangieren sich
1.000 Operationen mussten nach Angaben der Hamburger Asklepios Kliniken wegen der Warnstreiks der vergangenen Tage verschoben werden. Auf den Streik im öffentlichen Nahverkehr am Montag waren aber die meisten eingerichtet.
Veröffentlicht:Neu-Isenburg. Termine müssen verschoben werden, Operationen können nicht stattfinden, Behandlungen verzögern sich. Die vergangenen Warnstreiks von Verdi und Marburger Bund hinterlassen nach Angaben der Hamburger Asklepios-Kliniken Spuren. 1.000 Operationen hätten bereits verschoben werden müssen, heißt es. Besonders für einbestellte Krebs- und Herzpatienten sei die Situation unerträglich, da Termine mehrfach hätten abgesagt werden müssen.
Und auch der bundesweite Warnstreik am Montag von Mitgliedern der DGB-Mobilitätsgewerkschaften Verdi und Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) sorgt nicht nur bei Reisenden für Chaos. In Bundesländern die eine Anbindung an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) haben steht der öffentliche Personennahverkehr still. Da stellt sich die Frage, wie kommen Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte und MFA zur Arbeit? – Homeoffice ist keine Option.
Fahrgemeinschaften bilden
Aileen Seminerio, Auszubildende zur Medizinischen Fachangestellten in der Tagesklinik am Brand in Mainz berichtet, dass einige Kolleginnen und Kollegen Fahrgemeinschaften gebildet haben oder ausnahmsweise mit dem eigenen Auto statt dem ÖPNV in die Stadt gefahren sind. Allgemeinmedizinerin Dr. Uta-Verena Gröschel von den Brühler Internisten hat sich mit ihren Kolleginnen und Kollegen im Vorfeld Gedanken gemacht, ob alle Mitarbeiter am Montag die Praxis erreichen.
Die meisten Kollegen wohnen in der Nähe, berichtet sie und sie konnten mit dem Auto oder auch dem Fahrrad in die Praxis kommen. Lediglich die Auszubildende sei auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen und muss im Regelfall auf ihrem Weg von Ludwigshafen zur Praxis nach Brühl mehrfach umsteigen. Hier hatte der Bruder ein Herz und fuhr die Auszubildende Montagfrüh mit dem Auto zur Praxis. Somit konnte trotz Streiks für alle der Praxistag pünktlich starten. Auch bei den Patienten hat die Ärztin keinen Unterschied bemerkt – „alles wie gehabt“, sagt Gröschel.
Eine größere Auswirkung zeigen die Streiks bei Kliniken. „Eine Klinik kann ihren komplexen Betrieb nicht auf Knopfdruck runter und wieder rauffahren. Kurzfristig angekündigte Warnstreiks in diesem Ausmaß führen naturgemäß zu erheblichen Problemen bei der Versorgung der Patientinnen und Patienten. Eine Notdienstvereinbarung ist da auch keine Lösung, denn die geht von einer personellen Besetzung der Stationen und Operationssäle wie am Wochenende aus“, kritisiert Dr. Sara Sheikhzadeh, Chief Medical Officer (CMO) der Asklepios Kliniken.
Wegerisiko gilt auch bei bundesweitem Warnstreik
Die KV Rheinland-Pfalz und KV Hessen verweisen im Fall eines Streiks auf das sogenannte Wegerisiko, welches für alle Arbeitnehmer gelte. Das heißt, jeder muss schauen, dass er rechtzeitig zum Arbeitsort gelangt.
Vom bundesweiten Warnstreik am Montag sind sämtliche Flughäfen, der kommunale öffentliche Personennahverkehr, kommunale Häfen, die Autobahngesellschaft und die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung sowie Beschäftigte der Deutschen Bahn mit ihren Busgesellschaften betroffen. Die Proteste richten sich gegen „unzureichende Angebote in den Tarifauseinandersetzungen für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen und für die Beschäftigten von Gesellschaften der Deutschen Bahn AG“, so Verdi.
Der Streik hat in der Nacht vom 26. auf den 27. März begonnen und soll um 24 Uhr wieder enden. Für Donnerstag hat der Marburger Bund die Ärzte an kommunalen Krankenhäusern zu einem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. (sam)