Pflege und Migration
Was Schulungen bieten
Kultursensible Pflege ist eines der Themen beim Gesundheitspflegekongress im November in Hamburg.
Veröffentlicht:HAMBURG. Was müssen Pflegefachkräfte wissen, die Menschen mit Migrationshintergrund versorgen? Um kultursensible Kompetenzen zu vermitteln, hat die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) Hamburg im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projektes ein Schulungsprogramm für professionell Pflegende entwickelt.
"Pflegekräfte sind zwar sehr aufgeschlossen anderen Kulturen gegenüber, haben aber oft auch Berührungsängste", berichtet Professor Corinna Petersen-Ewert, eine der Leiterinnen des HAW-Forschungsprojektes, das beim 14. Gesundheitspflege-Kongress vorgestellt wird. Der zweitägige Fachkongress wird von Springer Pflege ausgerichtet und findet am 4. und 5. November in Hamburg statt.
Tee trinken statt Small Talk
Auch eine Befragung von Tübinger Wissenschaftlerinnen im Rahmen des Projekts "CarEMi" (Care for Elderly Migrants) hat ergeben, dass Nachholbedarf bei Ärzten sowie Pflegekräften besteht, was kulturspezifisches Grundwissen angeht.
Die Schulungen des Hamburger Projekts konzentrieren sich auf die Versorgung Pflegebedürftiger mit türkischen und polnischen Wurzeln – mit 18 bzw. 13 Prozent der Gesamtbevölkerung die beiden größten Gruppen mit Migrationshintergrund in Hamburg.
Tee trinken statt Small Talk – in der türkischen Kultur funktioniert die Kontaktaufnahme andersals in der deutschen. "Gleichgeschlechtliche Pflege, andere Ernährungsgewohnheiten und Bräuche – es gibt einige Besonderheiten zu beachten", sagt Petersen-Ewert.
Erwerb von kulturspezifischem Wissen
In der modular aufgebauten Schulung erwerben die Pflegekräfte kulturspezifisches Wissen, setzen sich mit ihren eigenen kulturgeprägten Wertvorstellungen auseinander und lernen spezifische Belastungen und Ressourcen pflegender Angehöriger aus anderen Kulturen kennen.
Die Wissenschaftler der HAW erproben auch ein Schulungsprogramm für pflegende Angehörige mit Migrationshintergrund, das zum Beispiel darauf abzielt, über spezifische Entlastungsangebote aus ihrem Kulturkreis zu informieren. Nach der Evaluation ist das Handbuch zu den Schulungen voraussichtlich kommendes Jahr deutschlandweit verfügbar.
Auch Projekte mit überregionaler Bedeutung werden beim Gesundheitspflege-Kongress präsentiert. So zum Beispiel das Peer-Review-Verfahren zur Verbesserung der Pflegequalität an der Helios Endo-Klinik Hamburg, der größten Spezialklinik für Knochen-, Gelenk- und Wirbelsäulenchirurgie in Europa.
Die Helios Kliniken, Region Nord sind neuer Kooperationspartner des Kongresses. Weitere Partner sind die Unikliniken Hamburg-Eppendorf und Schleswig-Holstein sowie der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK). (an)
Weitere Informationen und Anmeldung zum Kongress: Andrea Tauchert, Tel. 030/82787-5513, info@gesundheitskongresse.de, www.gesundheitskongresse.de