Vorbild

Was eine KV von der New Yorker Polizei lernen kann

In den 90er Jahren galt New York City als Hauptstadt des Verbrechens. Ein neuer Polizeichef führte mit Hilfe von Kennzahlen Leistungstransparenz in den Polizeirevieren ein. Der Sprecher der KV Baden-Württemberg meint: Diese Managementmethode taugt auch in einer KV.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
New York, Times Square: Eines von 78 Polizeirevieren in der Millionenstadt.

New York, Times Square: Eines von 78 Polizeirevieren in der Millionenstadt.

© Robert Hardin/dpa

STUTTGART. Kassenärztliche Vereinigungen können von der New Yorker Polizei lernen: Kennzahlen können helfen, auch öffentlich rechtliche Organisationen schlagkräftiger und effizienter zu machen, sagt Kai Sonntag, Leiter der Stabsstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der KV Baden-Württemberg.

NYPD - diese vier Buchstaben stehen für eine Legende, ein Stoff für viele Filme: New York Police Department. Das NYPD ist die größte Großstadtpolizei der Welt mit 50.000 Beschäftigten, acht Polizeidirektionen und 78 Polizeirevieren.

Kai Sonntag sieht die New Yorker Polizei als ein Vorbild für die Institution KV. Zwei Organisationen, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Hier die Verbrechensbekämpfer, dort die Körperschaft mit hoheitlichen Aufgaben wie etwa der Sicherstellung.

Sonntag will aber nicht die Arbeit der Großstadt-Cops mit den Aufgaben einer KV vergleichen. Ihm geht es um das Managementmodell der New Yorker Polizei - und das ist ungemein erfolgreich.

Der KV-Sprecher hat für eine Arbeit im Rahmen eines KV-Weiterbildungsgangs ("KV-Management") untersucht, ob es Elemente gibt, die sich eine KV von der New Yorker Polizei abschauen kann.

Kern der Methodik am "Big Apple" ist ein Kennzahlensystem. In Unternehmen erheben ganze Controlling-Abteilungen Kennzahlen als Führungsinstrument für das Management.

Aus kennzahlen wird Handeln erzeugt

In Behörden oder öffentlichen Institutionen ist dieses Instrument immer noch wenig verbreitet. Wie die Methodik in New York funktioniert, kann man sich im Internet und zwei Mal wöchentlich morgens um 7 Uhr in der Zentrale des NYPD anschauen, berichtet Sonntag: Für jedes der 78 Polizeireviere wird dann die aktuelle Kriminalitätsstatistik veröffentlicht.

Läuft in einem Bezirk die Entwicklung "aus dem Ruder", ist der jeweilige Revierleiter der Polizei gefordert. "Die Revierleiter wurden verpflichtet, untereinander zu kooperieren, erfolgreiche Maßnahmen auszutauschen und zu handeln", berichtet Sonntag. Aus den Kennzahlen wird so Handeln erzeugt und Leistungstransparenz hergestellt.

Anfang der 90er Jahre galt New York als Hauptstadt des Verbrechens mit 2000 Morden jährlich, "Rotten Apple" statt "Big Apple", hieß es damals. 1994 brachte der frisch gewählte Bürgermeister Rudy Giuliani einen neuen Polizeichef mit, der das NYPD nachhaltig umkrempeln sollte.

Die Polizei müsse zu einer "effektiven und fokussierten Organisation umgeformt werden", forderte damals der neue NYPD-Chef William Bratton.

Binnen einer Dekade sank beispielsweise die Zahl der Morde um 70 Prozent, die der Einbrüche um 62 Prozent. Und diesen Grad an öffentlicher Sicherheit hat die Polizei bis heute gehalten.

Leistungstransparenz muss hergestellt werden

KVen leisten - anders als die New Yorker Polizei in den 90er Jahren - "heute schon gute Arbeit", sagt Sonntag. Dennoch stünden sie vor großen Herausforderungen: "Die KV wird mehr Aufgaben erfüllen müssen, aber dafür nicht mehr Ressourcen zur Verfügung haben", sagt der KV-Sprecher.

Sinnvoll sei es daher, wenn eine KV für sich im ersten Schritt strategische Handlungsfelder definiert und im zweiten Schritt konkrete Zielvorgaben entwickelt. Als Beispiele nennt Sonntag unter anderem:

Abrechnung / Honorar: Die Abrechnung erfolgt einfach, fehlerfrei, transparent und schnell.

Sicherstellung: Flächendeckende Versorgung mit einem Versorgungsgrad von mindestens 100 Prozent.

Im Folgenden muss eine KV dann möglichst eindeutig erhebbare Kennzahlen festlegen - bezogen auf den ersten Fall etwa die Fehlerhäufigkeit der Abrechnung, die Dauer zwischen Einreichung der Abrechnung und Auszahlung.

Sollen die Kennzahlen nicht bloßes Papier bleiben, muss Leistungstransparenz hergestellt werden, damit aus gegebenenfalls unbefriedigenden Zahlen auch Handlungsdruck erzeugt wird.

Dieses Vorgehen ist für alle Beteiligten nicht bequem, betont Sonntag - auch nicht für die KV-Führungsspitze, für die ebenfalls Leistungstransparenz gelten würde.

Die KV Baden-Württemberg hat sich, berichtet der KV-Sprecher, "schon vor Jahren in einem ersten Schritt strategische Ziele gegeben und plant, diese Methodik weiter auszubauen".

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