WidO-Heilmittelbericht
DMP-Erfolg: Zahl der Amputationen geht deutlich zurück
Die Versorgung von Diabetes-Patienten hat sich durch die DMP verbessert. Immer mehr Patienten werden podologisch versorgt. Das erspart vielen eine Amputation.
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Immer mehr Diabetes-Patienten gehen zum Podologen. Das wirkt sich positiv auf den Krankheitsverlauf aus.
© Arteria Photography
Berlin. Die Zahl der Amputationen bei Diabetespatienten ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich zurückgegangen. Das geht aus dem aktuellen Heilmittelbericht hervor, den das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) am Mittwoch veröffentlicht hat.
So wurden im Jahr 2009 pro 100 .000 AOK-Versicherten mit Diabetes 296 Amputationen vorgenommen, zehn Jahre später waren es nur noch 238. Ein Rückgang um 15,5 Prozent. „Dies dürfte nicht zuletzt ein Erfolg der strukturierten Behandlung in den Disease-Management-Programmen für Diabetes-Patienten sein, in denen regelmäßige ärztliche Kontrollen der Füße und bei Bedarf podologische Verordnungen vorgesehen sind“, interpretiert der stellvertretende WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder die Ergebnisse. Die Teilnehmerzahl an den DMP ist zwischen 2009 und 2019 um 24,1 Prozent gestiegen.
Die Rate der AOK-versicherten Diabetes-Patienten, die podologisch behandelt werden ist im gleichen Zeitraum um 74 Prozent nach oben gegangen. Im Jahr 2009 wurden lediglich 67,1 von 1000 Diabetikern podologisch versorgt, im vergangenen Jahr waren es bereits 117,4.
Ärztlich verordnet wurde die podologische Behandlung im vergangenen Jahr rund 400 .000 Versicherten, das entspricht 12,5 Prozent. Bei schwerwiegenden Schäden wurde die Behandlung auch vom Arzt selbst vorgenommen.
Jeder dritte hat Neuropathien oder einen diabetischen Fuß
Von den insgesamt 26,8 Millionen AOK-Versicherten sind etwa 3,17 Millionen an Diabetes erkrankt. Etwa ein Drittel dieser Patienten litt 2019 unter Neuropathien, einem diabetischen Fuß oder an beiden Folgeerkrankungen gleichzeitig.
Im Gegensatz zu anderen Krankheitsbildern hat es bei den Operationen im ersten Halbjahr dieses Jahres keinen deutlichen Einbruch gegeben. „Dies kann als erster Hinweis interpretiert werden, dass notwendige Amputationen bei Diabetes-Patienten trotz der Coronavirus-Pandemie vorgenommen wurden“, sagt WIdO-Vize Schröder.
Es könne sich allerdings im weiteren Verlauf des Jahres noch eine pandemiebedingte Zurückhaltung beim Besuch von Arztpraxen oder podologischen Behandlungen zeigen. Ob die Pandemie dann langfristige Auswirkungen auf die Rate der Amputationen habe, müsse dann langfristig untersucht werden, so Schröder.
Höhere Ausgaben durch Gesetzesänderung
Für den Heilmittelbericht 2020 hat das WIdO die insgesamt 46 Millionen Heilmittellleistungen ausgewertet, die zu Lasten der GKV im vergangenen Jahr verordnet wurden. Der Heilmittelumsatz lag bei 8,8 Milliarden Euro – ein plus von 21,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese erhebliche Steigerung führt das WIdO auf gesetzliche Neuregelungen durch das Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) zurück.
Seit dem 1. Juli 2019 ergibt sich der neue bundesweit einheitlich geltende Preis für die jeweilige Leistung durch den höchsten Preis, der zuvor in einer Region des Bundesgebietes für die jeweilige Leistungsposition vereinbart worden ist. (chb)