Briten in Not

Zu wenig Hausärzte aus der Insel

Das politisch eher zurückhaltende Royal College of General Practitioners schlägt Alarm: Auf der britischen Insel fehlen 10.000 Hausärzte.

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LONDON. In Großbritannien fehlen mindestens 10.000 Hausärzte und in vielen Gegenden des Landes ist es heute bereits unmöglich, schnell einen Hausarzt zu konsultieren. Darauf wies kürzlich der britische Hausarztverband hin. Die Mediziner warnen davor, dass es schon bald in weiten Teilen Großbritanniens "eine hausärztliche Versorgungswüste" geben werde.

Das Royal College of General Practitioners (RCGP), das die beruflichen Interessen der mehr als 100 000 britischen Allgemeinmediziner vertritt, bezog sich auf eine aktuelle Studie. Untersucht wurde, wie gut die hausärztliche Versorgung in verschiedenen Landesteilen ist und wie stark sie regional schwankt.

Ausgangspunkt war das vom staatlichen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) erstelltes Zahlenwerk "NHS GP Patient Survey", das die primärärztliche Versorgungsqualität zwischen London und Liverpool unter die Lupe nimmt.

Laut RCGP bestehen bereits heute sehr große Qualitätsunterschiede zwischen den einzelnen Regionen. So kommen im relativ armen Bezirk Slough im Südosten Englands 22 NHS-Hausärzte auf 100.000 Patienten. Im wohlhabenden und ländlichen westlichen Devon sind es dagegen 60 Hausärzte pro 100.000 Patienten.

Jeder fünfte Patient im strukturschwachen nordenglischen Bradford sagt, es sei entweder nur "sehr schwer" oder "unmöglich", zeitnah einen Hausarzttermin zu bekommen. Acht der zehn mit Hausärzten am schlechtesten versorgten Landesteile sind sozial-schwache, arme Gegenden wie der Nordosten Englands.

340 Millionen Konsultationen

Und: "In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der jährlichen Hausarztkonsultationen um 40 Millionen auf jetzt 340 Millionen Konsultationen pro Jahr gestiegen", sagte ein RCGP-Sprecher der "Ärzte Zeitung" in London.

"Das bedeutet, dass wir mindestens 10 000 zusätzliche Hausärzte einstellen müssen, um die Versorgung zu sichern." Dafür freilich fehlt dem Londoner Gesundheitsministerium das nötige Geld.

Das RCGP, das gewöhnlich gesundheitspolitisch eher zurückhaltend auftritt, verlangt vom Gesundheitsministerium "3,5 Milliarden Pfund" (knapp 4 Milliarden Euro) zusätzliche Investitionen in die staatliche Hausarztversorgung: "Sonst droht der Kollaps."

Ein Sprecher des Gesundheitsministerums sagte in London, dass das Geld aus dem Gesundheitsetat an die staatlichen Hausärzte seit kurzem nach einem neuen Schlüssel verteilt werde, der ärmere Gegenden besonders fördere.

Gesundheitspolitische Beobachter bezweifeln freilich, dass die vom RCGP geforderten zusätzlichen 3,5 Milliarden Pfund für den Hausarztsektor von der Regierung Cameron bereit gestellt werden. (ast)

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