Nahost-Konflikt
Zwei Mediziner von „Ärzte ohne Grenzen“ im Gazastreifen getötet
Bei einem Angriff auf das Al-Awda-Krankenhaus im nördlichen Gazastreifen sind zwei Mitarbeiter von „Ärzte ohne Grenzen“ ums Leben gekommen. Im Süden starben eine WHO-Mitarbeiterin und ihr Säugling.
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Das Al-Awda-Krankenhaus war eines der letzten funktionierenden Krankenhäuser im Norden des Gazastreifens.
© picture alliance / Anadolu | Ashraf Amra
Gaza/Berlin. Bei einem Angriff auf das Al-Awda-Krankenhaus im nördlichen Gazastreifen sind zwei Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen getötet worden. Das teilte die Hilfsorganisation am Dienstagabend mit. Ein dritter Arzt, der auch in dem Krankenhaus arbeitete, aber nicht für Ärzte ohne Grenzen tätig war, ist ebenfalls ums Leben gekommen. Das Al-Awda-Krankenhaus war eines der letzten funktionierenden Krankenhäuser im Norden des Gazastreifens.
Die beiden für Ärzte ohne Grenzen tätigen Ärzte Mahmoud Abu Nujaila und Ahmad Al Sahar waren in der Klinik, als diese im dritten und vierten Stockwerk getroffen wurde. Weitere medizinische Mitarbeiter, darunter auch Personal von Ärzte ohne Grenzen, wurden dabei schwer verletzt. Ärzte ohne Grenzen sei entsetzt über die Tötung der beiden Mitarbeiter, heißt es.
Information an Konfliktparteien
Laut Mitteilung hat die Organisation Konfliktparteien regelmäßig darüber informiert, dass das Al-Awda-Krankenhaus in Betrieb ist und sich dort Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen aufhalten. Am Montag seien auch die GPS-Koordinaten an die israelischen Behörden weitergegeben.
Aktuell befinden sich immer noch mehr als 200 Patienten im Al Awda-Krankenhaus. Sie müssen dringend und sicher in andere Krankenhäuser evakuiert werden, die noch funktionieren – auch wenn alle Krankenhäuser im Gazastreifen an der Grenze ihrer Kapazitäten arbeiten.
Ärzte ohne Grenzen war seit 2018 im Al-Awda-Krankenhaus tätig und hat dort rekonstruktive Operationen für Erwachsene und Trauma-Operationen für Kinder angeboten.
Viele Angriffe auf die Vereinten Nationen
Getötet wurde auch eine Mitarbeiterin der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammen mit ihrem sechs Monate alten Baby, ihrem Mann sowie zwei Brüdern. Das schrieb WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Dienstagabend bei X. Das Haus ihrer Eltern im südlichen Teil des Küstenstreifens wurde laut WHO bombardiert, nachdem die 29-Jährige dorthin aus der nördlichen Stadt Gaza geflohen war. „Mir fehlen die Worte, um unsere Trauer zu beschreiben“, schrieb Tedros. Es scheint das erste Todesopfer in den Reihen der WHO seit Kriegsbeginn zu sein, explizit sagte Tedros dies aber nicht.
Seit Beginn des Gaza-Kriegs beklagen die Vereinten Nationen die meisten Todesopfer innerhalb ihrer Organisation beim Palästinenserhilfswerk UNRWA. 108 von deren Mitarbeitern wurden bisher getötet. Zudem seien 67 UN-Einrichtungen bei Kämpfen getroffen worden, 17 davon bei direkten Angriffen, sagte UNRWA-Generalkommissar Philippe Lazzarini zuletzt. (eb/dpa)