Stationäre Altenhilfe

Zwölf Einrichtungen erproben neues Reha-Konzept

Mit therapeutisch-rehabilitativer Pflege sollen Bewohnerinnen und Bewohner von stationären Alteneinrichtungen aktiver und eigenständiger werden. Das Projekt wird vom Innovationsfonds gefördert.

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Das Innovationsfondsprojekt soll helfen, ältere Menschen zu aktivieren und so ihre Lebensqualität zu erhöhen.

Das Innovationsfondsprojekt soll helfen, ältere Menschen zu aktivieren und so ihre Lebensqualität zu erhöhen.

© Studio Romantic / stock.adobe.com

Düsseldorf. Gemeinsam mit zwölf stationären Pflegeeinrichtungen im Rheinland und in Hamburg erprobt die AOK Rheinland/Hamburg das Konzept der therapeutisch-rehabilitativen Pflege. Ziel ist es, durch gezielte Aktivierung die Lebensqualität der älteren Menschen zu erhöhen, die Behandlungskosten zu senken und die Pflegeberufe wieder attraktiver zu machen. Das Projekt „SGB Reha“ wird über vier Jahre mit 5,6 Millionen Euro vom Innovationsfonds gefördert.

„SGB Reha“ steht für „Sektorübergreifende gerontopsychiatrische Behandlung und Rehabilitation in Pflegeheimen“. Der Name zielt auch auf die Schnittstelle zwischen gesetzlicher Krankenversicherung und Pflegeversicherung und damit zwischen zwei verschiedenen Sozialgesetzbüchern.

Assessment durch ein multiprofessionelles Team

Bei der therapeutisch-rehabilitativen Pflege geht es darum, durch gezielte Therapien und Behandlungen die Bewohnerinnen und Bewohner der Einrichtungen wieder eigenständiger und mobiler zu machen. Das Konzept umfasst die individuelle Planung und Überprüfung von Rehabilitationsmaßnahmen, therapeutisches Handeln der Pflegekräfte, Schulungen von Mitarbeitenden und Pflegebedürftigen sowie ein erweitertes Therapieangebot.

Die therapeutisch-rehabilitative Pflege setzt auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Akteuren aus Pflege, Medizin, Pharmakologie, Therapie und Sozialpädagogik. Das multiprofessionelle Team macht bei über 65-jährigen Patientinnen und Patienten, die neu ins Pflegeheim kommen, eine umfassende Anamnese. Sie ist Basis für therapeutische Interventionen und weitere Maßnahmen.

Zwei Einrichtungen haben das Konzept entwickelt

Das Konzept ist von zwei Einrichtungen der Evangelischen Altenhilfe Mülheim an der Ruhr entwickelt und umgesetzt worden. Jetzt wird es in zwölf weiteren Einrichtungen implementiert.

Die AOK Rheinland/Hamburg ist Konsortialführer bei „SGB Reha“, Konsortialpartner sind die Evangelische Altenhilfe Mülheim, die Deutsche Akademie für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie, die Medizinische Hochschule Brandenburg sowie die Universität Potsdam.

Bislang werden die bestehenden Potenziale verschenkt

Für die Evaluation wird die Wirksamkeit der therapeutisch-rehabilitativen Pflege nach sechs Monaten mit einer gleichlangen Phase vor Beginn der Therapie verglichen. Erhoben werden auch die ökonomischen Effekte und die Einschätzung der Effekte durch die Betroffenen.

Im bestehenden System würden bestehende Potenziale verschenkt, sagt Matthias Mohrmann, stellvertretender Vorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg. „Eine individuelle Versorgungsplanung, die einen Fokus auf die Rehabilitation und Wiederherstellung verlorener Fähigkeiten legt, wäre ein echter Richtungswechsel.“ Sie würde den Heimbewohnerinnen und -bewohnern oft sogar den Weg zurück ins eigene Zuhause ermöglichen.

Die Erfahrungen aus Mülheim legen nach Angaben Mohrmanns nahe, dass sowohl die Pflegebedürftigen selbst als auch die Volkswirtschaft von einer patientenorientierteren und besseren Pflege profitieren. Dafür müssten die Grenzen zwischen Kranken- und Pflegeversicherung abgebaut werden. „Es ist sinnvoll, Therapie- und Rehabilitationsleistungen in die soziale Pflegeversicherung zu integrieren“, sagt der AOK-Vize. (iss)

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