Bewerber für den Galenus-Preis 2019

Takhzyro® – erster Antikörper zur Prophylaxe des hereditären Angioödems

Lanadelumab (Takhzyro®) von Shire (jetzt Teil von Takeda) ist ein monoklonaler Antikörper, der zur Langzeitprophylaxe von wiederkehrenden Attacken des hereditären Angioödems eingesetzt wird. Bei subkutaner Injektion alle 14 Tage bleiben fast acht von zehn Patienten attackenfrei. Damit einhergehend bessert sich die Lebensqualität.

Veröffentlicht:
Takhzyro® – erster Antikörper zur Prophylaxe des hereditären Angioödems

Das hereditäre Angioödem (HAE) ist eine seltene, autosomal-dominant vererbte Erkrankung. Charakteristisch sind unvorhersehbare, wiederkehrende Ödem-Attacken (im Mittel 3,7 Attacken pro Monat), die oftmals schmerzhaft sind und lebensbedrohlich werden können. Ödeme im Bereich des Larynx und eine damit verbundene Asphyxie sind die häufigste Todesursache bei HAE-Patienten, wobei die Mortalität besonders bei Patienten mit nicht diagnostiziertem HAE sehr hoch ist. Gerade die Unberechenbarkeit macht das HAE neben seiner potenziell vitalen Bedrohlichkeit zu einer enormen Belastung für die Betroffenen und verdeutlicht die Notwendigkeit einer wirksamen Prophylaxe.

Ursache für das HAE ist die Mutation eines Gens auf Chromosom 11, das den C1-Esterase-Inhibitor (C1-INH) kodiert. Dieser hemmt u. a. die Aktivität des Enzyms Plasma-Kallikrein. Die verminderte Expression (HAE-Typ I) und Dysfunktionalität (HAE-Typ II) des C1-INH führt so zu einer vermehrten Aktivität von Plasma-Kallikrein, das die Bildung von Bradykinin induziert. Das vasoaktive Bradykinin spielt eine bedeutende Rolle bei der Induktion der Gefäßpermeabilität. Es bindet an B2-Rezeptoren, wodurch eine intrazelluläre Signalkaskade aktiviert wird. Als Folge kommt es zur Erweiterung der Blutgefäße und einem vermehrten Übertritt intravasaler Flüssigkeit in das Interstitium, was eine Ödembildung, die HAE-Attacken, nach sich zieht.

Bedarf für neue Therapieoptionen

Bislang gab es in der medikamentösen Therapie des HAE zwei verschiedene Behandlungsstrategien: Die Bedarfstherapie akuter Schwellungsattacken mit dem subkutan zu applizierenden Bradykinin-B2-Rezeptor-Antagonisten Icatibant oder C1-INH-Konzentraten sowie die Dauertherapie mit C1-INH-Konzentraten zur Attacken-Prophylaxe, die subkutan oder intravenös verabreicht werden. Die derzeit vorhandenen prophylaktischen Therapieoptionen sind aufgrund von kurzen Dosierungsintervallen und einer suboptimalen Attackenkontrolle limitiert.

Seit Februar 2019 ist der von Shire (jetzt Teil von Takeda) entwickelte humane monoklonale Antikörper Lanadelumab (Takhzyro®) für die Langzeitprophylaxe des HAE verfügbar. Das Arzneimittel unterscheidet sich in seinem Wirkmechanismus von den anderen hierzulande in dieser Indikation zugelassenen Arzneimitteln.

Lanadelumab bindet selektiv und reversibel Plasma-Kallikrein und hemmt dessen Aktivität. Somit wird der Bradykinin-Spiegel im Blut normalisiert, sodass HAE-Attacken verhindert werden können, bevor sie entstehen. Eine komplette Hemmung von Plasma-Kallikrein tritt nicht auf, sodass die Funktion des Vasodilatators Bradykinin aufrechterhalten wird.

Hoher Schutz vor Ödem-Attacken

Lanadelumab ist zur routinemäßigen Prophylaxe von wiederkehrenden HAE-Attacken bei Patienten ab zwölf Jahren zugelassen. Das Präparat kann sowohl bei Patienten mit HAE-Typ I als auch bei jenen mit HAE-Typ II eingesetzt werden. Die empfohlene Anfangsdosierung beträgt 300 mg Lanadelumab alle zwei Wochen als subkutane Injektion. Bei Patienten, die unter dieser Behandlung attackenfrei sind, kann eine Anwendung alle vier Wochen erwogen werden.

In der vierarmigen Phase-III-Zulassungsstudie HELP wurden 125 Patienten mit HAE randomisiert entweder mit Lanadelumab oder Placebo behandelt. Unter der aktuell zugelassenen Dosierung von 300 mg Lanadelumab alle zwei Wochen blieben 44,4 Prozent der Studienteilnehmer über den gesamten Behandlungszeitraum von 26 Wochen attackenfrei, im Placebo-Arm waren es lediglich 2,4 Prozent – dies entspricht einer relativen Reduktion der Attackenhäufigkeit um 87 Prozent (p < 0,001). Außerdem war die Zahl der HAE-Attacken unter dem Antikörper im Vergleich zu Placebo mit 0,53/Monat versus 1,97/Monat signifikant geringer (p < 0,001).

Unter Lanadelumab 300 mg alle zwei Wochen traten 83 Prozent weniger moderate bis schwere Attacken auf, und 87 Prozent weniger Attacken erforderten eine Bedarfstherapie.

Innerhalb des Steady-State-Zeitraums (Tage 70 bis 182) blieben im Lanadelumab-Arm 77 Prozent der Patienten – also nahezu acht von zehn Patienten – attackenfrei. Im Placebo-Arm waren es 2,7 Prozent.

Die häufigsten unerwünschten Wirkungen waren fast ausschließlich leichte Reaktionen an der Injektionsstelle, einschließlich Schmerzen und Erythem.

Zudem wurde unter Lanadelumab im Vergleich zu Placebo eine deutliche, klinisch relevante Verbesserung der Lebensqualität, gemessen anhand des AE-QoL (Angioedema Quality of Life)-Fragebogens, erzielt. Aufgrund der hohen Wirksamkeit, dem angenehmen Applikationsintervall und der guten Verträglichkeit kann Lanadelumab zur Erhöhung der Lebensqualität von Patienten mit HAE beitragen. (wed)

Jetzt abonnieren
Das könnte Sie auch interessieren
Seltene Erkrankungen – häufiger als man denkt

© ASK Agentur für Sales und Kommunikation GmbH

Tag der Seltenen

Seltene Erkrankungen – häufiger als man denkt

Kooperation | In Kooperation mit: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG
Als stellvertretende Direktorin der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Universitätsklinikum Gießen/Marburg (UKGM) hat Dr. Beate Kolb-Niemann nicht nur die psychosomatische Versorgung in der Region entscheidend mitgeprägt. Indem sie somatisch orientierten Ärzten die Augen für die psychosomatische Dimension von seltenen Erkrankungen öffnet, trägt sie zu einer ganzheitlichen Betreuung Betroffener bei.

© [M] Kolb-Niemann; gremlin / Getty Images / iStock

Seltene Erkrankungen – häufiger als man denkt

Wenn man auf Anhieb nichts findet, ist es nicht immer die Psyche

Kooperation | In Kooperation mit: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG
Herr Prof. Dr. Winfried März hat nicht nur eine Universitätsprofessur für medizinische und chemische Labordiagnostik an der Karl-Franzens-Universität in Graz inne, sondern ist auch Arbeitsgruppenleiter an der Medizinischen Klinik V, Universitätsmedizin Mannheim. Zudem ist er als Direktor der Synlab-Akademie in der Ärztefortbildung im Bereich der seltenen Erkrankungen aktiv und hat mehrere Biobanken, insbesondere zu Fragen der Genetik von Herz-, Gefäß-, Nieren- und Fettstoffwechselerkrankungen, aufgebaut.

© Fantastic; [M] gremlin / Getty Images / iStock

Seltene Erkrankungen – häufiger als man denkt

Labordiagnostik bei seltenen Erkrankungen – wichtiger als man denkt!

Kooperation | In Kooperation mit: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Real-World-Analyse von US-Versorgungsdaten-- Bei Einsatz von Sacubitril/Valsartan ist die Gesamtsterblichkeit signifikant geringer als bei Einsatz von ACEi/ARB.

© Springer Medizin Verlag

ARNI in der Primärtherapie der HFrEF

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Abb. 1: Sequenzierung einer Biologika-Therapie bei MC: Effektivität von VDZ in Abhängigkeit der Therapielinie

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [10]

Frühe versus personalisierte Therapie bei Morbus Crohn

Führt mehr als ein Weg zu einem besseren Behandlungsergebnis?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Takeda Pharma Vertrieb GmbH & Co. KG, Berlin
Tab. 1: Empfohlene Anfangsdosierungen von Ruxolitinib bei akuter und chronischer GvHD in Abhängigkeit vom Alter

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [5, 6]

Graft-versus-Host-Erkrankung

JAK1/2-Hemmung jetzt für Kinder unter zwölf Jahren und in neuer Darreichungsform möglich

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novartis Pharma GmbH, Nürnberg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Wechselspiel zwischen Hirn und Pankreas

Demenz & Diabetes: Welche Vorteile das CGM bietet

Leckere und gesunde Ernährung

Remission bei Morbus Crohn: Das glückt auch mit einer rein oralen Diät

Lesetipps
Dreidimensionale medizinische Illustration von Nierenkrebs, die das Vorhandensein eines Tumors in der Niere zeigt.

© Crystal light / stock.adobe.com

Hinweis aus Registerstudie

Welchen Einfluss NSAR auf das Nierenkrebs-Risiko haben

Eine Frau greift sich mit beiden Händen um den Nacken.

© fizkes / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Leitlinien-Update

Polymyalgia rheumatica: Aktualisierte Empfehlungen sind online

Eine Ärztin tastet den Hals einer Frau zur Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen und Hypothyreose ab.

© Peakstock / stock.adobe.com

US-Review

Wie mit latenter Hypothyreose bei älteren Patienten umgehen?