Konzerntarifvertrag
8,8 Prozent mehr Geld für Helios-Ärzte
Die jüngste Tarifauseinandersetzung zwischen MB und der Fresenius-Tochter Helios verlief alles andere als harmonisch. Die fristlose Kündigung einer gewerkschaftlich engagierten Ärztin hat Spuren hinterlassen.
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Vorzeigefassade in Berlin: Helios betreibt in Deutschland 87 Kliniken und 240 MVZ. Stationär versorgt die Gruppe nach eigenen Angaben im Inland pro anno 1,1 Millionen Patienten, ambulant 4,4 Millionen.
© Fresenius
Berlin. Die Ärztegewerkschaft Marburger Bund hat sich mit dem privaten Klinikkonzern Helios auf eine zweistufige Erhöhung der Ärztegehälter um insgesamt 8,8 Prozent geeinigt. Wie der MB am Donnerstag bekanntgab, beinhaltet die Vereinbarung auch einen ausdrücklichen Verzicht des Unternehmens, Ärztinnen und Ärzte zu sanktionieren, die im Frühjahr an Warnstreiks teilgenommen hatten. Der Hinweis spielt auf die fristlose Kündigung einer gewerkschaftlich besonders engagierten Anästhesistin an der Helios-Endo-Klinik in Hamburg St. Pauli an, die dagegen ein Kündigungsschutzverfahren angestrengt hat.
Der neue Vertrag sieht vor, dass die Arztlöhne rückwirkend zum 1. April 2023 in den beiden Konzerntarifbereichen Helios und Helios/Rhön um 4,8 Prozent steigen. Im kommenden November erhalten die Ärztinnen und Ärzte außerdem eine Einmalzahlung über 1.500 Euro. Im Januar 2024 sollen die Helios-Ärzte eine weitere Einmalzahlung in gleicher Höhe erhalten. Die Kolleginnen und Kollegen im Tarifbereich Helios/Rhön bekommen eine zweite Einmalzahlung über 750 Euro. Zum 1. Februar 2024 erfolgt die zweite Gehaltserhöhung: Für Helios-Ärzte um 4,0 Prozent, für die Mediziner an den Helios/Rhön-Standorten um 4,4 Prozent.
„Verhältnis zur Helios-Geschäftsführung stark belastet“
Darüber hinaus sollen kurzfristige Inanspruchnahmen besser vergütet werden und ab 2023 jährlich fünf Tage bezahlte Freistellung zur Fortbildung gewährt werden. „Ein solcher Anspruch war bislang im Konzern-Tarifvertrag TV-Ärzte Helios nicht vorgesehen“, betont der MB. Die Gesamteinigung habe eine Laufzeit bis Ende September 2024.
Der Streit zwischen Helios und der eingangs erwähnten Hamburger Klinikärztin, sei mit der jetzt erfolgten Tarifeinigung allerdings noch nicht beigelegt, heißt es weiter. Deren fristlose Kündigung während der laufenden Tarifverhandlungen – aus Gründen, die der MB „fadenscheinig“ nennt – habe „die Tarifverhandlungen und das Verhältnis zur Helios-Geschäftsführung stark belastet“. Man werde die Kollegin „weiter nach Kräften im Kündigungsschutzverfahren unterstützen“. (cw)